Ich warte. Vor den meisten einschneidenden Dingen warte ich. Dann frage ich mich immer,ob das sein muss. Denn warten nimmt der Vorgeschichte großer Ereignisse ein wenig den Glamour. Warten ist Langeweile in kompletter Nervosität. Ich habe Sodbrennen, kann nicht schlafen, habe keinen Hunger, bin deshalb völlig unterzuckert, was mich noch nervöser macht. Das geht schon vor innerdeutschen Fernreisen und Prüfungen los und wird bei steigender Wichtigkeit von Ereignissen immer schlimmer. Ostern bin ich nach New York geflogen. Die Stunden davor waren die Hölle. Ich bin in solchen Momenten nicht in der Lage, etwas Sinnvolles zu tun. Warten ist ein unangenehmes Gefühl. Das zum Glück verschwindet, wenn es losgeht. Wann immer es losgeht. Aktuell geht es nicht los. Um mich vom Warten abzulenken, hatte ich jetzt die großartige Idee, während des Wartens etwas so stupides, wie einen Update-Download zu starten. Jetzt muss (naja, ich könnte auch abbrechen, aber dann muss ich’s ja wann anders zu Ende bringen) ich auf den Abschluss des Downloads warten. Ich warte, während ich warte. Aus einer objektiven Warte aus gesehen, erscheint mir das blöd. Blöder als dieser erzwungene Kalauer. Apropos, manches lässt auf sich warten. Manches muss auch gewartet werden. Mein Fahrrad zum Beispiel. Da ist der Vorderreifen platt. Eine gute Entschuldigung, um mit dem Bus zu fahren. Was auch wieder was mit Warten… Ach egal. Noch drei Patches, dann ist wenigstens eine Warterei beendet. Bei Warten fällt mir immer Varta ein. Ob dieser Markenname ein ähnlich klingender sein soll wie “Vileda” Der is vileda nur hertha? aua. Ich hätte das hier auch großartig als liveblogging des nichts ankündigen können, dann würde es sinn machen, zwischendruch die zeit anzugeben. [00:36]. Wobei, dann müsste ich ja zwischendurch auf “Veröffentlichen”klicken. Hmmm… Einen, wie ich finde, interessanten Aspekt hätte das. Die Live-Leser, die mein Warten verfolgten, würden dann immer auf die Aktualisierung des Posts warten. Das Warten wäre somit auf mehrere Schultern verteilt. Das wäre schön. Wir wären ein virtueller Wartesaal. Wir könnten Nummern ziehen. Boah, die Nummer zieht sich aber hin, hier.
Mal nen Absatz.
Oder gar ne Leerzeile. Für die Optik. Ich hab Durst. Jetzt isses 00:40 Uhr. In spätestens sechseinhalb Stunden muss ich wieder raus. Ich ba immer noch Durst. Ich hol mal was zu trinken. Ich habe etwas getrunken. Multivitaminsaft. Ich könnte jetzt den Schokoriegel essen, der dahinten liegt. Irgendwie die Zeit rumbringen. Machne sagen “Zeit totschlagen”, ich find das aber blöd, weil das ja nicht geht. Die läuft ja weiter, die Zeit, die ist ja unsterblich. Auch wenn sie subjektiv momentan ne lahme Schnecke ist. Aber das ist dem Warten ja innewohnend (da gibt es ein tolles Fremdwort, dass diese Dativfigur fordert, aber mir fällt’s gerade nicht ein). Wobei.
Es gibt Formen des Wartens, die sind nicht so nervös, wie jetzt. Stundenlanges auf den verspäteten Flug zu warten (geht auch mit Bus und Bahn, kommt nur nicht so gut rüber beim Leser in dieser globalisierten Welt), das ist eine Un-Tätigkeit, die irgendwie dann aus der Rückschau gesehen, sehr schnell vorbei geht. Ach ja, der Schokoriegel. Der wäre jetzt auch verputzt. Vor zwei Stunden dachte ich, ich bin in einer Stunde im Bett. Keine Ahnung, warum das so lang dauert. Übers Warten zu schreiben, macht zwar die zeit nicht schneller, aber es beruhigt. Vielleicht ist es auch der Zucker, der durch Saft und Schokoriegel zu mir kam. Zucker ist krass. Ich hätte den Updatedownload ja abgebrochen, wenn ich vor zwei Stunden gewusst hätte, wie lange ich da jetzt wartewarte. War ja nicht zu erwarten. Jetzt isses aber bald rum, da kann ich auch noch warten bis zuletzt.
Nun, wo wir ein Stück des Weges zusammen gegangen sind und das Ende naht, kann ich sagen: I waited my way.