als nun wegen tim k. wieder alle ganz entsetzt waren über die schlimmen zustände an den schulen und weil da so viel gemobbt wird und so viel gewalt herrscht, da hat es natürlich keinen interessiert, dass das statistisch blödsinn ist,weil die zahlen für derlei dinge rückläufig sind.
die erwachsenen haben in den vergangenen tagen im fernsehen und in der zeitung mal wieder gern so getan, als hätten sie in ihrer schulzeit so etwas nicht erlebt.
ich bin wohl auch ein erwachsener. nur: zu meiner schulzeit gab es mobbing. dauernd. täglich. war ganz normal, damals in den 90ern. wir „intelektuellen“ aus der Theater-AG haben uns offen über die loser mit den viererzeugnissen lustig gemacht. insofern die muckis hatten, haben wir verkopften entsprechend beim sport gelitten. in der grundschule war ich eher schüchtern. einige meiner klassenkameraden, die bescheid wussten über die strengen regeln meiner mutter bezüglich heimkehruhrzeiten, machten sich einen spaß daraus, mich nach gemeinsam verbrachten nachmittagen nicht gehen zu lassen. in der unterstufe auf dem gymnasium hatten wir dann einen klassendepp, den wir aus spaß zum klassensprecher gewählt haben, um ihn dann bei der amtsausübung zu verhöhnen. nach der schule haben wir ihm sein fahrrad kaputt gemacht, den ranzen weggenommen und so fort. den klassendepp der mittelstufe haben wir nie auf unsere partys eingeladen und das dadurch demonstriert, dass an den haustüren der jeweiligen feierlocation “wir müssen draussen bleiben”-schilder mit seinem photo hingen. andererseits haben wir ihn überredet, dass er für uns partys gibt. und dann haben wir die stereoanlage seines vaters unter wasser gestzt. weil es ging.
und auf die fresse gab’s auch. nicht täglich, aber regelmäßig. ich zum beispiel wurde von der griechengang aus dem nachbarort gepiesakt, weil ich für deren geschmack eine zu große fresse hatte. ich habe mich aufgrund massiver unsportlichkeit selten geprügelt, es dabei aber einmal doch geschafft, einem mitschüler so eine zu zimmern, dass er grenzwertig lange keine luft mehr bekam.
aber das ging härter: es gab eine skinheadgang bei uns, die skater blutig geschlagen haben, wenn man sich traf. einem haben sie das gebiss entfernt durch auflegen des kopfes auf den bordstein und folgendes nachtreten. die söhne von einem unserer lehrer haben katzen aus der nachbarschaft angezündet. springmesser hatten wir mit 14, 15 fast alle. wurfsterne und schlagringe waren etwas weniger verbreitet, aber da.
apropos lehrer. natürlich gab es engagierte lehrer. und graue mäuse. aber auch opfer. meine klassenlehrerin in der dritten klasse musste uns mehrmals mit heulkrampf verlassen, weil wir sie fertig gemacht haben. die siebtklässer damals hatten die gleichen ziele wie wir, nur andere mittel. sie haben sabotageakte an ihrem auto vollführt. doch ein nicht ganz kleiner teil unserer lehrer waren arschlöcher, zyniker und sadisten. du wurden von sogenannten pädagogen schüler an den ohren gezogen, in den hintern getreten, öffentlich verhöhnt, in mülleimer an der klassentür gesetzt, von der schule gemobbt.
ich berichte hier passend zu tims amoklauf anekdoten aus einer jugend im wohlhabenden stuttgarter umland…
das ist nicht cool oder witzig. das ist ganz große scheiße. scheiße namens schule. und ich wäre der letzte, der sich beschweren dürfte. ich hatte immer top-noten, durfte mich in den verrücktesten ags verwirklichen, galt allermeist als vorzeigeschüler (streber) mit sozialem engagement und hatte überdurchschnittlich oft die engagierten lehrer unserer schule im unterricht. dennoch habe ich als langwierigstes erbe der schulzeit neben dem tollen abizeugnis einen alptraum mitgenommen. vor prüfungssituationen träume ich noch jahre nach dem letzten schultag, dass ich bei einer englischklassenarbeit versage. und wenn das schon mir so geht…
da auch viele schulgeschichten meiner eltern und deren geschwister von mobbing und keilerei berichten, habe ich so eine idee:
schule ist psychoterror für fast alle. nicht nur rütli in neukölln. auch gymnasium in der schwäbsichen kleinstadt. sicher ein anderer terror, aber terror. schule als terror in einer lebensphase in der sich alles vom kopf auf die füße stellt und umgekehrt, in der pubertären zeit der verunsicherungen und des sich selbst suchens ist potentierter psychoterror. schule, so wie sie ist, geht eigentlich gar nicht.
aber solange die erwachsenen so tun, als hätten sie keine ahnung, was in der schule abgeht, wenn sie also verdrängen, wie es bei ihnen war und deshalb ignorieren, was ihre kinder durchmachen, solange wird sich da nichts ändern. und solange fördern erwachsene die kluft zwischen sich und den kids. wir brauchen andere schulen. aber solange es keine anderen erwachsenen gibt, werden wir sie noch nicht mal denken können.
das unverstandensein, dass aus der ignoranz der elterngeneration herrührt, ist zu einem gewissen grad vielleicht sogar notwendig für die pubertät. aber in der geballten form des “ich wusste doch gar nicht, wie schlimm das ist” ist sie nährboden für gefährliche jugendliche parallelwelten. und auch die parallelwelten der kids wurden wie gerade frisch entdeckte planeten in den medien präsentiert in den vergangenen tagen. da gibt es ja jede menge amokläuferfans, wo doch die tat so unfassbar ist.
ist sie das?
die tat selbst kann ich auch nicht nachvollziehen. die phantasie und die ihr verwandte verehrung des täters aber schon (zumindest solange ich an den täter und nicht an seine opfer denke). von den erwachsenen offensichtlich unverstanden (siehe u.a. oben) seinen platz finden in einer gesellschaft, deren regeln man noch nicht versteht, die hart sind und oft ungerecht erscheinen oder sind, das kann schon überfordern und einem ein ohnmachtsgefühl bereiten.
ich reagiere auf überforderung und ohnmachtsgefühle bis heute mit gewaltphantasien. liegt wohl an meiner jähzornigen ader. am dienstag beispielsweise qualmten so ein paar dumpfbacken die s-bahn voll, pöbelten und rotzen rum. für vernunftargumente gegen ihr handeln waren sie zu viele, zu aufgekratzt und zu besoffen. sowas kotzt mich an. so jemand will ich in diesem moment heimzahlen, dass er mich mit seinem verhalten quält. dann malte ich mir aus, wie ich ihnen mit den stiefeln ins gesicht springe. mit all seinen folgen. ich kann oft nicht anders in solchen momenten.
solche momente gibt es jede menge inder pubertät. jugendliche werden ständig überfordert, gereizt, in ihren bedürfnissen ignoriert usw. weil keine zeit für sie ist, weil sie in ihrer adoleszenten explosivität nicht in normen passen, weil sie sich selbst und sich gegenseitig in die quere kommen, … und in der überforderung neigt man dann zur pauschalisierung. ich gegen die gesellschaft. und weil ich mich nicht traue, feier ich den vermeindlich mutigen, in den sich dank seiner selbsttötung auch alles hineinprojizieren kann. der wehrt sich ja nicht gegen die vereinnahmung durch andere gefühlte außenseiter.
ich habe allerdings ausreichend erziehung, vernunftbegabung, verantwortung gegenüber frau und kind, also irgendwie reife, dass ich meine phantasien und den sie begründenden ärger aushalte und nicht in handlung umwandle. ich bin aber auch keine 17 mehr. und mit 17 kam ich nicht an schusswaffen. wobei ich für mich glaube, dass ich auch damals schon zusätzlich zu harmoniesüchtig war, als das ich je hätte so durchticken könnn. unterm strich war und bin ich wohl “gefestigt” genug, um nicht amokzulaufen.
und so geht es der ganz großen mehrheit. aber ist die ganz große mehrheit auch gedanklich wirklich so weit weg von tim k., wie es den anschein haben kann zur zeit? seid ihr alle da draußen so friedliche menschen? hattet ihr in eurer jugend nie identitätskrisen und das diffuse gefühl, ihr steht irgendwie gegen die eltern, lehrer, masse, gesellschaft, welt?
ehrlich: ich hoffe ihr kennt diese emotionen. denn wer ausgrenzung, überforderung und ohnmacht plus konstruktive gegenstrategien kennt, kann hoffentlich denen ein vorbild sein, die noch nach gegenstrategien suchen.
nachtrag (15.03. 23:53):
drei beiträge, die (so lese ich sie zumindest) von ähnlichen dingen handeln und dabei wichtige differenzierungen oder ergänzungen bieten:
http://www.julieparadise.de/2009/03/15/madchenkoma/
http://amidelanuit.wordpress.com/2009/03/14/und-jetzt/ (via)
http://www.lawblog.de/index.php/archives/2009/03/15/die-verantwortung-der-presse/
ich habe vor drei stunden mal versucht, zusammenfassend auf die weit über hundert reaktionen in den kommentaren und auf den verschiedensten blogs zu reagieren: hier
ansonsten glaube ich, dass es “beste” oder “wichtigste” texte immer nur für jede(n) einzelnen selbst geben kann.
Super Text zu diesem Thema. Vielen Dank!
beste text zu dem thema .ehrlich . ich konnte den medien Tilt zu dem thema kaum noch ertragen . endlich mal ein beitrag der nicht versucht am schnellsten nen schuldigen zu finden sondern darin ein gesamt gesselschaftliches problem zu sehen (schule ist das für mich ) .
Danke . mach weiter so .
So ein Text sollte weiter veröffentlicht werden und gehört, auch wenn es halt wieder ein Journalisten-Medium ist, in den Stern oder die Fokus.
Das wird dann wenigstens von allen und zum Großteil “Erwachsenen” gelesen.
Mit meinen nun 26 Jahren finde ich Björns Text mehr als treffend, da in mir viele alte Erinnerungen an die 16 Jahren Schule hochkommen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können, aber im Grundprinzip mit Björns Erzählungen konform sind…und so ergeht es auch dem Rest.
dankeschön! ich bin selbst dieses jahr im abiturjahrgang und kann nur sagen wie froh ich bin da raus zu sein. jeden tag die leute zu sehen von denen man sagen wir 90% nicht sehen mag, hat sich auch bei mir oft in aggressionen umgewandelt und ich denke das geht ganz vielen so. werde deinen text ausdrucken und gewissen leuten vorlegen :-) danke nochmal und grüsse aus winnenden (ja das winnenden).
Vielen Dank, hab mich einige mal selbst wieder erkannt.
Genau, und hat man seinen Eltern dann von dem ganzen Kram erzählt, der sich in der Schule so abspielt, dann kam nur, man könne ja froh sein, sie würden ja so gern wieder in die Schule gehen und wie leicht man es doch eigentlich hat.
Später stellt sich ja dann tatsächlich raus, dass sie ein winzig kleines bisschen recht hatten, aber wer soll denn sowas mit 15 oder 16 verstehen?
Ob nun Anno 1900 oder heute, mobbing gab es an Schulen immer und wirds auch immer geben. Ein Jugendlicher denkt nun mal nicht an die Konsequenzen seines Handelns und daher handelt er einfach.
Danke für diese Gedanken. Es wäre nicht verkehrt, wenn noch mehr Menschen Ihr Gehirn in Verwendung nehmen würden, wenn Sie über derlei Vorfälle berichten.
Hallo,
Ich selber bin noch Schüler und was da passiert ist, hat mich sehr erschüttert und ich rege mich auch jedes mal wenn so etwas passiert über die Reaktionen der meisten Medien und Politiker auf.
Allerdings muss ich sagen, dass ich diesen Artikel wirklich sehr gut finde und dem Inhalt auch größtenteils zustimme!
Habe mir deine Blog auch gleich mal abonniert…mal gucken ob ich den Rest auch so gut finde wie diesen Artikel!
Gruß Johannes
Das ist wahr, wahr, wahr.
Welch ein grandioser Text.
Danke.
Danke für diesen Artikel/Post aus einem anderen Blickwinkel.
*Applaus*
Ich frag mich immer, wie jemand, der behauptet, daß sich so etwas komplett “seiner Vorstellungskraft entzieht” überhaupt noch einen Draht zu jenigen haben will, die sich sowas offensichtlich sehr gut vorstellen können.
Ich frag mich immer, wie jemand, der sowas für so “unfassbar” hält, daß es eigentlich unmöglich sein müsste, meint, Rezepte vorlegen zu können, wie man so etwas in Zukunft verhindert.
Ich kann diese gespielte(?) Hilflosigkeit nicht mehr vertragen. Von Verantwortlichen und Entscheidungsträgern erwarte ich inzwischen was anderes - wobei ich befürchte, daß ich da noch länger warten kann.
wow. ich glaube, das hier ist bisher das beste, was ich zu den geschehnissen, bzw den ursachen gelesen habe.
ich würde den inhalt hier spontan unterschreiben, evtl auch, weil ich gerade selbst abitur mache.
100% ACK. Bin froh da heil rausgekommen zu sein. Die “Erwachsenenwelt” ist zwar härter, aber man ist auch durch eine “harte Schule” gegangen.
Ich kann mich meinen Vorschreibern nur anschließen: wirklich passender Text. Die Kernprobleme kennen doch wirklich die meisten, ob als Beobachter oder Involvierter.
Man wird von der Mehrheit der Mitschüler, subtil oder vor den Augen aller gemobbt, doch sobald der Pöbel das Interesse verliert und ein potentielles neues Opfer erscheint wird man selber vom Opfer zum Täter. Man schließt sich denen an, die einem selber Unrecht taten. Denn so hat man seine Ruhe. So labt man sich am Leid der anderen. Wie schlecht Kinder, wie schlecht man doch selbst als Kind war. Zum Glück hatten sich diese Probleme dann in der spätpubertären Phase gelegt.
Rückblickend betrachtet haben aber in schwierigen Zeiten, trotz aller kindlich und pubertärer bedingter Differenzen meine Eltern in solchen Zeiten des Opferdaseins für einen gewissen Ausgleich gesorgt. Durch Teilnahme an meinem Leben, durch Sorge um mich, durch Erziehung, indem sie mir auf diese weise einfach Rückhalt geboten haben.
So etwas fehlt vielen heute und diese Probleme werden in Zukunft nicht seltener werden. Leider.
OMG, da werden erinnerungen wach , wir hatten einen religionslehrer der uns das alte testament auswendig lernen lassen liess und wenn es dann hakte, gabs mim stock auf die finger , ich war der einzige schwarzhaarige schüler in der klasse unfassbar, bin aber froh das die zeiten vorbei sind……. klasse beitrag, ich finde kids die mehr zeit hinter dem screen verbringen und deren vokabular auf 300 worte beschränkt ist müssen wir mit zeitgemässen unterrichtsformen begegnen und sie begeistern ,für diesen eigentlich so geilen planeten erde, wir können sie nicht einfach den spiele-lobbisten überlassen…
nur das beste
marc
Hallo,
Waffengesetze, Killerspiele wie CounterStrike, Twitter, Gotcha …
Über alles wurde geredet! Nur nicht über das eigentliche gesellschaftliche Problem….
Danke für den Text.
Ja.
Und das ist auch die Erklärung, warum manche dann als Koch oder Ackermann enden.
es ist zwar kein schönes thema, aber es freut mich dennoch, dass ich auf so viel zuspruch stoße. danke.
Als die Erwachsenen immer zu mir sagten, dass die Schulzeit die schönste Zeit ihres Lebens sei, war ich erschrocken und fühlte mich hilflos. Es soll also noch schlimmer werden, danach. i don’t want to be Part of this World, dachte ich mir. Und hab es dabei belassen. Ich habe keine Ausbildung und keine Arbeit angefangen. Und spiele statt dessen Jazz in mehreren Bands. Ich verdiene nicht viel Geld und werde bestimmt nie berühmt, aber habe ein weitgehend selbstbestimmtes Leben, das mit netten Leuten, Spaß und Kreativität gespickt ist. Unbezahlbar.
Für mich konnte ich diese Schulerfahrung positiv umwerten. Ich hab mich einfach hingesetzt und mir überlegt warum das ganze so verdammt scheiße ist. und ich bin zu dem schluß gekommen, dass man sich die Leute nicht aussuchen kann mit denen man zu tun hat und ihnen auch nicht aus dem Weg gehen kann. Desweitern wird einem die eigene Gehirnaktivität quantitativ als Zahlenkonstrukt ständig vor die Nase gehalten und enormer Leistungsdruck erzeugt. Schule suggeriert und realisiert gescheiterte Existenzen bevor diese sich überhaupt ihrer Lage bewusst werden können. Mit zehn Jahren werden Massen von Kindern schon in Maurer und Akademiker unterteilt. Da wird doch permanent Zukunftsangst geschürt und mit dem Arbeitsmarkt gedroht.
Da finde ich durchdrehen schon recht nachvollziehbar. Wobei ich anmerken möchte, dass ich einen großen Unterschied sehe, zwischen etwas nachvollziehen können, verstehen, und einverstanden sein.
Hi Björn,
dies ist wohl soziemlich der Beste Artikel den ich bisher im Netz gelesen habe (nicht nur zu diesem Thema, sondern überhaupt)! Es ist nur schade, dass dieser Artikel nicht die Medienpräsenz hat die er verdient. Kann mich Kaji nur anschließen, dieser Artikel sollte unbedingt im Stern oder Focus veröffentlicht werden, dann würden vielleicht auch die Medien mal aus einem anderen Blickwinkel heraus berichten und wir würden uns evtl. einer Lösung nähern.
Großartig wäre auch die Verbreitung des Artikels an Schulen.
Noch einmal: Klasse Artikel!
/Daniel
Danke für diesen Artikel!
Es ist schon erschreckend, wie substanzlos, billig und flach der sogenannte “Qualitätsjournalismus” darüber berichtet.
Ich habe bis jetzt nur in Blogs wie diesem wirklich fundierte Artikel zu diesem Thema gelesen.
Erwähnenswert ist auch: http://www.hanno.de/blog/2009/guten-abend-meine-damen-und-herren-sie-sehen-die-abendnachrichten/
jj
ganz groß. bin über spreeblick hierhergekommen.
toller text. auf den punkt genau getroffen.
*simple-ack-comment*
Danke für den Text. Ich kann mich nur den Vorrednern hier anschließen und sagen dass auch ich mich mehrfach wiedererkannt habe.
Es gibt eine Eigenart des menschlichen Gehirns, alle schlechten Erinnerungen und Erfahrungen aus der Vergangenheit zu verdrängen. Ich glaube das ist mit ein Grund warum Erwachsene es nicht verstehen, selbst dann wenn sie in ihrer eigenen Schulzeit Ähnliches durchmachen mussten.
Widerspruch.
Ich habe vor vier Jahren ebenfalls in Baden-Württemberg Abitur gemacht:
Ich will nicht behaupten es gäbe kein Mobbing (auch Hänseln genannt), aber fast alles alles, was du geschrieben hast, kann ich aus eigener Erfahrung nicht bestätigen. Erst recht wurde mir nicht und ich habe nie jemanden regelmässig auf die Fresse gegeben und schon gar nicht den Bordstein Fressen lassen, und niemand den ich kenne ist regelmässig mit Schnappmessern oder Schlagringen in die Schule gekommen. Jugend und Schule sind selbstverständlich nie konfliktfrei, aber - zumindest meiner Erfahrung nach - auch kein permanenter Psychoterror. Macht mal bitte alle halblang.
Und ich denke, das gilt nicht nur für mich, sondern für so gut wie jeden, den ich kenne, und - von dem was ich aus den Medien so mitbekommen habe - auch für Tim K.
Und ich war auf keiner realitätsfernen und unrealistisch idyllischen Schule. Es wurde mit (harten) Drogen gedealt; Schüler und Lehrer haben sich hin und wieder wegen diesem und jenem gezofft; Schüler haben sich hin und wieder wegen diesem und jenem gekloppt, mit blutigen Nasen, und was sonst so dazu gehört.
Ja, Pubertät ist nicht immer einfach; in der Schule muss man sich hin und wieder dumme Sprüche anhören; Identitätskrisen und Unverstandenfühlen gehören zum Erwachsenwerden seit Jahr und Tag - und das meistert so gut wie jeder jeder jeder ohne Amok zu laufen um zum Massenmörder zu werden.
Deshalb: Unfassbar? Ja, völlig unfassbar. Nachvollziehbar? Nein, kein bisschen nachvollziehbar. Nicht mal ein klitzekleines bisschen. Zu behaupten, das deutsche Schulsytem wäre so Menschen- und Schülerverachtend, dass man deswegen Amok laufen und Menschen niedermetzeln müsste - das halte ich für zynisch und menschenverachtend.
Kein Schulsystem der Welt kann pubertäre Identitätskrisen und Unverstandenfühlen verhindern, und kein Schulsystem kann verhindern, dass es irgendwelche hyperlabilen Spinner gibt, die mit ihrem Leben nicht klarkommen.
Ich bin unendlich weit davon entfernt, so etwas auch nur annähernd nachvollziehbar zu finden.
WOW, der Text ist wirklich gut und er trifft den Kern der Sache. Klar sind jetzt wieder die Killerspiele schuld und alles andere nur nicht die Eltern, die Freunde, die Familie die eigentlich auf den Jungen hätten aufpassen sollen.
Das ist wie mit jedem Selbstmörder. Erst ignoriert man ihn jahreang und wenn er dann tot ist,, jeißt es “wie konnte das nur passieren”, “unfassbar”, “so plötzlich” …
Das Mobbing an der Schule ist meiner Meinung nach noch nicht einmal das schlimmste, viel gewichtiger ist das dauernde unverstandensein, wenn alles was “das Kind” sagt sowieso nicht so schlimm ist und es die Erwachsenen soooo viel schwerer haben …
Wenn ich an meine, zugegebermaßen vergleichsweise ruhige, Schulzeit erinnere bin ich auch als Erwachserer der bereits die verschiedensten Stadien der Erwerbstätigkeit durchlaufen hat der Meinung, dass meine Schulzeit keinesfalls leichter war als das Leben als Erwachsener.
Gut, velleicht hatte man mehr Freizeit und weniger Verantwortung, aber man wurde ignoriert, mißverstanden und belächelt - was weiß denn “das Kind” schon ..
Und wenn “das Kind” dann eine Waffe nimmt und um sich schießt, weil es keinen anderen Weg mehr sieht, weil ihm niemand einen anderen Weg gezeigt hat, dann sind alle bestürzt und empört - obwohl ich sicher bin, dass insgeheim mehr Menschen diese Tat nachvollziehen können als sie jemals zugeben werden.
Gerhard Zirkel
Super Text!
Da muss sich aber einiges geändert haben seit meiner Schulzeit (Abi in den 70ern). Sind die Schüler heutzutage kleine Sadisten? Liegt das Problem an der Schule oder an den Schülern?
Natürlich gab es auch damals Rangordnungkämpfe und sanftes Mobbing, die “Späße” waren aber entschieden weniger derb. Und ernsthaft verletzt wurde auch keiner. Was ist passiert?
Schule war natürlich auch damals meist Scheiße. Trotzdem habe ich 15 Jahre dort zugebracht. Ich habe noch ein Abgangszeugnis 10. Klasse mit 5 Fünfen und einer Sechs. Ich habe rebelliert, wo es ging, war lestungsmäßig ganz unten und später - nach einem Schulwechsel - dann ganz oben.
Shit happens. Auf die Fresse gabs aber nur in extrem seltenen Fällen. Ich weiß nicht, ob das an der Schule lag. Viele Lehrer waren scheinbar Sadisten oder Psychos, oder merkwürdige Deppen, die uns mit ihren Heldentaten aus dem Krieg vollblubberten. Schule war für mich bis zum Schulwechsel in der 10 der blanke Horror. Vielleicht lag es daran, dass wir Schüler uns gegenseitig das Leben nicht allzu schwer machten. Wir hatten einen gemeinsamen und übermächtigen Gegner.
Man sollte vorsicht damit sein, alles auf die Institution Schule zu schieben, auch wenn diese in der Tat stark reformbedürftig ist.
Hallo Björn,
vielen Dank für das Beschreiben meiner Schulzeit.
Ganz toller Text, der aus den ganzen Beiträgen (Print,TV etc.) zu dem Thema heraussticht.
Sascha (32)
Die Institutionen, die den Kids heute helfen sollen, Gegenstrategien zu entwickeln, bekommen die Gelder gekürzt und gestrichen. Im Gegenzug bekommen sie Verwaltungsrichtlinien auferlegt, die sie von ihrer Arbeit abhalten. Eltern können nicht immer Vorbild sein, weil sie selbst oft noch versuchen Gegenstrategien zu entwickeln um nicht auszuflippen. Den meisten gelingt es, wenigen nicht. Auch da kommt dann das “unfassbar” in den Medien zur Geltung. “Ballerspiele zünden nur bei denen, die eh schon das Gewaltpotential in sich tragen” - die Aussage eines Psychologen im Radio, der zur Einschätzung des Vorfalls in Winnenden gefragt wurde. Nirgends wurde weitergefragt, wie denn dieses Gewaltpotential entsteht und so explodieren kann. Du hast es sehr gut auf den Punkt gebracht. Ich habe die Schule übrigens Anfang der 80er beendet. Und auch da war es schon so, wie von Dir geschildert. In einer Kleinstadt im Norden Deutschlands.
Der Mensch ist halt des Menschen Wolf, das scheint nicht veränderbar. Es scheint auch nur zwei Varianten dieser Aggression zu geben, die innergesellschaftliche und die in Kriegsform zwischen zwei oder mehr Nationen, die im Inneren dann mehr zusammenhalten.Die Forschungen von Robert Putnam-jedenfalls die Veröffentlichungen vor seiner Selbstzensur- zeigen, daß in multikulturellen Gesellschaften auch innerhalb einer Ethnie das Mißtrauen und die Aggression ansteigen. Mobbing gab es natürlich auch in den 60er/70er Jahren zu meiner Schulzeit, aber wohl deutlich geringer als heutzutage. Mein Ideal, eine mehr monokulturelle Gesellschaft auf demokratischer Basis, scheint aber Wunschtraum zu bleiben. Wir bekommen in den nächsten Jahrzehnten eine islamisch-faschistoide Diktatur. Hat die sich erst etabliert, wird wegen der dann stärkeren Monokultur-die weiße Rasse stirbt gerade aus- das innergesellschaftliche Mobbing reduziert sein.Dafür wird es mehr Kriege zwischen Gruppen geben, ungefähr so wie jetzt in Afrika. Die Aussichten sind also die, daß es nicht besser wird.
Danke, Björn !
An eigene Schulzeiten musste ich auch denken, als dieser Vorschlag mit dem “Alarm-Button” für Chaträume hoch kam.
Ende der Siebziger, an einem Gymnasium in einer schwäbischen Kleinstadt.
Als die Angst vor Terroranschlägen durch die RAF umging.
Der erste anonyme Anruf bei der Schulleitung bescherte uns einen Großeinsatz der Feuerwehr und nachdem das Gebäude evakuiert war, durfen die verängstigten Schüler und Lehrer nach Hause gehen.
In den folgenden Wochen legte sich die Angst bei entsprechenden Lautsprecherdurchsagen aus dem Sekretariat.
(Falscher) “Bombenalarm” hat uns einige verkürzte Schultage beschert, zum Schluß sammelte man sich nur noch quasi symbolisch für eine Weile auf dem Schulhof , um das bizarre Schauspiel zwischen dem Schulleiter, der
höchst nervös und gleichzeitig hilflos in der Menge stand und unserem “schrägen” Chemielehrer , Dr. B., der aus dem Fenster seines Labors im dritten Stock lachend herunterwinkte, zuzusehen.
Diesem allseits beliebten Chemielehrer wurde von ihm unbemerkt auch schon mal ein bißchen Kalium in seinen Versuchsaufbau gemischt, von Kali-Paule, seinerzeit.
Zum Glück hielt sich der Schaden in Grenzen.
Der Direktor wurde regelmäßig in der Schülerzeitung schwer gemobt, was natürlich den Lesern nicht immer im Einzelnen nachvollziehbar war, weil eine Zensur stattfand.
Höchste Verkaufszahlen erreichte eine Ausgabe, die allein durch die Überschrift ihrer Titelgeschichte (der Rest war durch schwarze Zensurbalken getilgt ) den Stand der Beziehungen deutlich dokumentierte.
Immernoch spricht man Gelegenheit über die Empörung, die der Besuch eines örtlichen Bestattungsunternehmens bei einer alleinstehenden Oberstudienrätin auslöste, die den beiden schwarzgekleideten Herren glaubhaft machen konnte, dass sie durchaus noch am Leben sei, auch wenn ein Großteil ihrer Schüler gerne Gegenteiliges wünschte.
Wir hatten keine Amokläufer an dieser Schule, jedenfalls weiss ich von keinen.
Aber ich erinnere mich sehr deutlich an die Beerdigung zweier Mitschüler aus der Parallelklasse, die zum Sommerfest nach der Zeugnisausgabe nicht erschienen waren, obwohl man fest mit ihrem Kommen gerechnet hatte.
Manche von uns hatten grade ihren Führerschein gemacht , um diese Zeit.
Aus Sorge, den beiden Jungs könnte irgendwo auf einer Landstrasse in der Dunkelheit etwas zugestossen sein, fuhr man los, um nach ihnen zu suchen.
Beide waren wegen ihrer immer lockeren Art und Bespaßung der Gemeinde bekannt und beliebt.
Streber waren sie nicht, im Gegenteil hatten beideeben eine 5 in Latein kassiert.
Böse Welt, strenge Eltern, wie es hieß.
Eine Mitschülerin hat die Autos der Beiden dann in einem Waldstück entdeckt.
Beide hatten sich dort erhängt .
Es waren nicht die einzigen Selbstmorde in meiner Schulzeit.
Und es waren allesamt junge Leute, die wenig “auffällig” waren, die in örtlichen Karnevals-und Sportvereinen aktiv waren, die keiner Gewaltszene angehörten und die keine Killerspiele spielten, sicher nicht, weil es damals überhaupt kein Internet gab.
Hi, toller Text - besser als all der Populärkram - den ich aber nur bedingt unterschreiben würde, da heut imho die “Qualität” der Gewalt und des Mobbings an Schulen eine ganz andere ist als vor 10 oder 15 Jahren. Ich selbst bin schon eine ganze Weile raus aus der Schule und hören regelmäßig mit Schrecken wie eine ganze Reihe meiner alten Lehrer die einst durchaus als gute (fachliche) Vorbilder dienten von den heutigen Schülern in den Alkoholismus getrieben wurden. Du zeigst zwar in die richtige Richtung wenn du dazu aufforderst dass die Erwachsenen die Realität begreifen sollen nur wie das gelingen soll/kann zeigst du auch nicht. Wenn du ehrlich bist wirst du nämlich auch sagen müssen dass auch du deinen Eltern wenig von der “Realität” in deiner Schulzeit erzählt hast, weil es dir peinlich war oder weil du es als normal empfunden hast - wie also sollen die Erwachsenen “begreifen” wenn man ihnen kaum die Möglichkeit gibt…?
- Von jemandem dessen Schulzeit nahezu gewaltfrei vorbeizog
War zwar schwer zu lesen (Shift-Tasten sind wohl out?), hat sich aber gelohnt. Danke.
Nur so als Lesetipp:
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Verwirrungen_des_Zöglings_Törleß
http://de.wikipedia.org/wiki/Unterm_Rad
(Beides erschienen 1906)
respekt für dieses stück literatur. das beleuchtet die thematik wirklich aus einer ganz anderen, nicht mainstreamigen richtung… und ließ mich beim lesen mehr als einmal zustimmend mit dem kopf nicken.
Da werd ich richtig neidisch, während ich mir zu dem Thema meine Emotionen voll von der Seele geschrieben habe (und damit sicher einigen Leuten virtuell mit den Stiefeln ins Gesicht getreten bin), hast du es schön ohne Angriff geschrieben.
Hut Ab!
Und vielen Dank für diese offenen Worte!
Mein Traum wäre, dass dieses Thema endlich mal auf breiter Front öffentlich besprochen wird! Denn nur wenn man ein Problem sieht, kann man es auch beheben - solange keiner da drauf gucken will, wird weiter nichts passieren, und stattdessen nur Augenwischerei in Form von Killerspielverboten betrieben.
Also so krass wie du es beschreibst war es bei uns auch nicht. Kloppe….jemand in Mülleimer stecken usw gab es auch, aber ich kann mich nicht dran erinnern das jemand ernsthaft so gemobbt wurde das er zur Waffe greifen wollte. Ich habe auch nie NACH der Schule von irgendwelchen Prüfungen geträumt. Das war in der Realschule, nach der Lehre, an der FOS und im Studium genauso. Prüfung/Klassenarbeiten war vorbei und “Arschlecken” auf gut deutsch. Allerdings ist das ja eher persönlicher Natur. Deswegen gleich von Psychoterror zu sprechen würde ich daher nicht machen. Ich habe Schule nie als Terror, so wie du es schreibst, empfunden und kenne auch niemanden der es so sieht. Das Wort Terror ist hier meiner Meinung nach auch die falsche Wortwahl. Terror ist das was tim.k gemacht hat oder was in Nordirland passiert ist. Schule hat genervt und war oft ein notweniges übel.
Natürlich gibt es sicher Leute die psychischen Stress haben und eventuell nicht klar kommen mit dem Stress und dem Pensum das sie schaffen sollen. Nur da sind dann Eltern gefragt ob es nicht das falsche war seine Kinder unbedingt aufs Gym schicken zu wollen damit sie auch ja studieren können und einen anständigen Job erlernen. Das kann ich mir nämlich gut vorstellen das so etwas immer mehr passiert in der derzeitigen Gesellschaft mit all dem Leistungsdruck. Da werden Schüler von den Eltern unter Druck gesetzt und die schaffen es dann nicht diesem Stand zu halten.
Natürlich gab es Lehrer die einen genervt haben aber genauso war es anders herum. Man hatte Fächer die Spass gemacht haben und welche die man gehasst hat. Das ging jedem so und wird in Zukunft weiter so sein. Allerdings habe ich keinen Lehrer erlebt der jemanden in meiner Schulzeit tätlich angegriffen hat. Weder an den Ohren gezogen noch in den Mülleimer gesetzt. Für derartige Entgleisungen müsste ein Lehrer die entsprechenden Konsequenzen tragen.
Ich glaube das wie in dem Interview beschrieben, sich die Gewalt ändert. Es wurde ja auch geschrieben das sie weniger wird, nur wird gleichzeitig auch die Form in der sie verübt wird härter. Wie man dies eindämmen kann ist natürlich eine Frage die nicht einfach zu beantworten ist.
Man kann es nicht einfach auf irgendein Killerspiel schieben, oder das Schule sowieso Psychoterror ist. Da spielen so viele Dinge eine Rolle das es schwer sein wird da “Gegenmaßnahmen” zu ergreifen. Kuschelkurs in der Schule einführen? Geht auch nicht, siehe Leistungsdruck der Gesellschaft. Killerspiele verbieten? Der Waffenschrank von Daddy ist ja vll trotzdem offen.
Wie wäre es wenn sich Eltern mal wieder mehr für ihre Kinder und deren Probleme interessieren würden. Gespräche haben schon vielen geholfen. Genauso sollten Lehrer sich mehr um Schüler mit großen Problemen in der Schule kümmern. Nicht nur im Bereich der Noten sondern auch innerhalb des Klasse. Ich weiß nicht ob es so genannte Elternabende noch gibt, aber falls nicht wäre dies auch eine Möglichkeit den Dialog zwischen Eltern und Lehrern zu fördern. Vielleicht sollte es einen Schulpsychologen geben der sich der Probleme der Kinder annimmt falls es so etwas nicht schon gibt? Vielleicht sollten wie weiter oben geschrieben die Mittel der Schulen nicht ständig gekürzt werden. Vielleicht sollte den Kindern eine Nachmittagsbeschäftigung geboten werden da wo es Vereine nur wenig gibt. Vielleicht sollten die Schulen nicht nur reine Vorlese/Mitschreib und Auswendiglernbetriebe sein. Gruppenarbeit hat viele Vorteile. Es sollte den Kindern und Jugendlichen eben eine Möglichkeit gegeben werden sich entsprechend ihres Könnens frei zu entfalten. Aber das ist Wunschtraum in unserer Gesellschaft.
Es wird jetzt wieder über vieles diskutiert werden, der schwarze Peter wird hier und dahin geschoben, aber an den eigentlichen Problemen wird nicht gearbeitet und in 2 Wochen ist alles wie gehabt und das Leben geht weiter. Kein echtes Interesse Probleme zu erkennen und zu lösen. Da mach ich mir keine Hoffnungen. Leider.
Im aktuellen Fall war anscheinend alle blind und es hat niemanden interessiert.
Auch von mir ein großes Lob und ich kann (leider) auch nur bestätigen, dass es für mich so war wie oben beschrieben. Und Reaktionen wie “jetzt macht mal halblang” waren genau das, warum man sich damals so unverstanden fühlte, “Schule ist doch toll” und so weiter. Ich will nicht alles verteufeln, denn auch ich habe meinen Weg gefunden. Aber manchmal frage ich mich, wo die Menschen, die jetzt so tun, als könne das alles gar nicht sein, auf die Schule gegangen sind. Wenn man es schon nicht am eigenen Leib erfahren hat, mitbekommen muss man es doch haben. Oder gehören die zur St.-Florians-Fraktion (”verschon mein Haus, zünd’s andere an” bzw. “was für’n Glück, dass es den da erwischt hat und nicht mich”)?
Zudem ist es wieder mal ein Thema, zu dem es keine einfache Lösung gibt. Ein “Killerspiele”-Verbot garantiert nicht, dass es nicht wieder passiert, ist aber halt so schön plakativ. Das widerum zeigt, in welchem Zustand die Politik ist. Erst mal eine Phrase raushauen. Sich anbiedern. Selbst bei so einem Thema. Ja nicht differenzieren, es könnte ja sein, dass jemand rausfindet, dass man auch keine Patentlösung hat.
Übrigens, ich habe auch keine Patentlösung. Aber ich stehe dazu!
Als ich mit dem Lesen fertig war dachte ich, in Deutschland gibt es nur solche Schulen wie Rütli oder die im Stuttgarder Umland, wie hier beschrieben.
Aber ich bin wieder in der Realität zurück und kann beruhigt durchatmen. Die Frage nach Lösung solcher Wahnsinnstaten wie in Winnenden ist produktiver als so zu tun als ob eine Gesellschaft sich von allein erzieht. Es sind immer die Erwachsenen, die ihre Kinder aufziehen. Unsere Kinder erschaffen sich nicht die Welt in der sie leben. Sie ist schon vorhanden. Und wenn die Erwachsenenwelt sich nicht umfänglich um ihre Kinder kümmert, dann haben einzelne Erwachsene wie z.B. Lehrer die Arschkarte gezogen. Lehrer werden zu Prügelknaben aus allen Richtungen, Schülern wie Eltern. Letztendlich stellen sie sich sogar noch vor dem Schülermob um sie vor Amokschützen zu bewahren und geben ihr Leben - und werden hinterher als Sadisten und Zyniker beschimpft.
Dieser “Unfassbar?”-Text strotzt vor Gleichgültigkeit, Verantwortungslosigkeit und Ignoranz. So schaffen wir weitere zukünftige jugendliche Amokläufer.
Du beschreibst, wie ich finde sehr passend, welche Rolle die Schule für Kinder und Jugendliche spielt und dass das Erwachsenenwerden in unserer Gesellschaft gar nicht so einfach ist. Aber für mich bleibt damit ein Amoklauf in der Schule immer noch unerklärbar und unverständlich und die Frage, warum “erziehung, vernunftbegabung, verantwortung gegenüber frau und kind, also irgendwie reife” als Gegenstrategie nicht funktioniert hat.
Ein guter Kommentar zur Debatte, dem ich in fast allen Punkten zustimmen kann.
Zu der Frage, ob es mir auch so geht/ging? - Nein, ging es nicht.
Ich bin etwas geschockt, welche Art von Cliquen Du um Dich hattest.
Hier in Görlitz am Gymnasium ist das, glaube ich, ganz anders - zum Glück. Auch wenn das blöd klingt, wir leben eigentlich alle in Harmonie. Den, den man nicht mag, dem geht man halt aus dem Weg und gut. Da braucht man keine Springmesser oder Wurfsterne oder sonstiges Teufelszeug. Kommunikation oder Aus-dem-Weg-gehen heißt das Zauberwort.
Aber die Aspekte mit dem schulischen Druck empfinde ich genauso, auch wenn ich noch nicht mal der fleißigste bin. Manch Viel-Lerner sieht zwar gelassen aus, aber wie geht’s ihm wirklich(?), nicht bloß das, was er sagt.
Ob man diesen Druck nehmen kann? Oder ist es vielmehr ein Lebens-Übel, was man einfach durchstehen muss?
Ich denke nicht, aber die Bildungsreform(Lehrpläne) hat das ganze eher verschlimmert. Unsere 11er mit neuem Lehrplan hat doppelt so viel Druck, wie wir, die 12er. Min. 30% mehr Stunden, Hausaufgaben und Stoff und das in der gleichen Zeit - omg.
Warum kann man nicht einfach die Finnen fragen, wie die das gemacht haben, dass man dieses Bildungssystem übernehmen kann. So einfach wär’s…
Lg,
Markus
Diese vielen Einzelschicksale zeigen ja, das die derzeitige Debatte in die völlig falsche Richtung geht.
Wenn genug hier zusammengekommen ist - was macht man draus.
Einen offenen Brief für die Zeitungen oder an die Bundeskanzlerin oder einen Abgeordneten(da hätte man wohl bessere Chancen)?
Besonders eindrucksvoll finde ich den Kommentar von Cara:
“Es waren nicht die einzigen Selbstmorde in meiner Schulzeit.
Und es waren allesamt junge Leute, die wenig “auffällig” waren, die in örtlichen Karnevals-und Sportvereinen aktiv waren, die keiner Gewaltszene angehörten und die keine Killerspiele spielten, sicher nicht, weil es damals überhaupt kein Internet gab.”
Es muss was passieren!
Dein Text hat mir geholfen, einen anderen fertig zu stellen http://soup.cchristoph.de/post/15600023/Seit-einiger-Zeit-arbeite-ich-an-einem
Danke für Deine Mahung, dass wir ruhig häufiger in den Spiegel gucken sollten.
Mit Entsetzen muss ich feststellen, dass offenbar die Mehrzahl der Leute hier auf völlig kaputte Schulen gegangen sind, mit geisteskranken Lehrern und asozialen Schülern.
Ich kann mich nicht an Schlägereien erinnern, höchstens einige wenige harmlose Raufereien, aber die Beteiligten wurden da schon schief angeschaut. Die Schüler waren füreinander, nicht gegeneinander da. In meiner Gymnasialzeit kann ich mich nur an eine einzige Lehrerin erinnern, die wirklich gemobbt hat (mich) und da gingen unsere gewählten Klassensprecher zum Klassenlehrer und haben mit dem gesprochen, ohne dass ich da irgendwas gesagt hätte.
Offenbar ist das nicht der Normalzustand und mit der Mehrzahl der Menschen ist anscheinend keine vernünftige Gesellschaft, in der man sich nicht gegenseitig bekämpft, möglich. Könnten die, die das für normal halten, sich bitte freiwillig nicht mehr vermehren oder muss nachgeholfen werden (für eine friedliche Zukunft)?
Sehr gut be- und geschrieben.
Und für Lesegeübte auch flüssig zu lesen.
Doch warum in die Schule schweifen, wenn das Elternhaus so nah.
Mit meiner Familienpsychologin zusammen bringe ich 125 Lebensjahre
an den Abendbrottisch, an dem sie diese Ursache für die schlimme Tat
ausgemacht zu haben vorgab:
http://www.oldblog.de/?p=979
ich habe nirgendwo geschrieben, dass “die schule” schuld ist, oder alle(!) lehrer zyniker und sadisten wären. ich habe auch über lehrer als opfer geschrieben und uns kinder damals durchaus auch als täter.
ich habe nicht geschrieben, dass ich gewalt und mobbing normal im sinne von “kann man nichts machen?” oder gar gut finde.
ich habe auch nicht geschrieben, dass ich den konkreten fall des tim k. erklären kann oder will. ich habe geschrieben, dass ich die tat nicht(!) nachvollziehen kann. ich wollte auch nicht vermitteln, dass es keine unfassbaren momente in dem ganzen gibt. es gibt nur für mich ganz subjektiv auch viele fassbare punkte. deshalb stelle ich ein paar fragen an alle sogenannten erwachsenen. an alle. eltern, lehrer, alle. und an mich. weil ich glaube, dass wir unsere kinder (auch die stillen einzelgänger, die problemkinder usw.) besser verstehen, wenn wir uns an unsere jungend mit ihren licht- UND schattenseiten erinnern.
die lichtseiten gab es bei mir auch, sogar viele. das deute ich auch an, aber ich hätte es wohl stärker herausstellen sollen. ich komme nicht aus einer nur kaputten welt. aber eben auch nicht aus einer heilen.
ob wir mit einem offenen umgang mit den härten und schwierigkeiten auch nur einen amoklauf verhindern? ich weiß es nicht. aber diese “bei uns gab es das nicht”-attitüde verstehe ich nicht und finde sie fragwürdig.
dieser text war nicht als einfache lösung gedacht, sondern nur ein beitrag zu nur einem aspekt der debatte.
ich bin froh, dass diejenigen, die hier und in den anderen blogs kommentieren, mir überwiegend zustimmen. und überrascht von der aggressivität einiger, die meinen text nicht gut heißen, weil sie an die m.e. verbreitete aggressivität der adoleszenz nicht glauben.
Traumatische Erfahrunge habe ich aus der Schule keine mitgenommen. (Das einzige, was an ihr unangenehm war, war wohl eher ich.) Meine muss wohl eine glücklichere Schulzeit gewesen sein als deine.
Was deine Gewaltfantasien betrifft — kenne ich, bin ebenfalls jähzornig. Daran ist nichts morbides zu finden, solange man nicht realiter prügelt.
Was den Tim betrifft — Details der Zeitungsberichte zwingen zum Schluss, dass er persönlich keine Gewalt-, sondern eine Machtfantasie ausgespielt hat. Nix mit stilles, aber tiefes Wasser. Kein weiterer Kommentar dazu.
Im übrigen interessanter Beitrag von dir.
Ich habe vor 9 Jahren in einer Großstadt in NRW mein Abi gemacht und kann die beschriebene Brutalität weder bestätigen noch nachvollziehen. Raufereien waren schon extrem selten. Mobbing und Außerseiter gab es, aber negativ war mehr die Ignoranz und der unterkühlte Umgang, wenn man nicht zu einer der Cliquen gehörte. Auch im Sport als letzter gewählt zu werden, wenn man nicht unsportlich aber in Fußball eine Null war, war schmachvoll. Das war aber auch schon fast das “härteste” was man ertragen musste. Auf Dauer macht einen das aber, denke ich, robuster und charakterlich stärker. Die beliebten Supersportler konnten dagegen nicht einmal ertragen ein Fußballspiel zu verlieren. Da fing der eine oder andere tatsächlich an zu schreien und heulen, als er hätte er einen Krieg verloren.
Die Oberstufe habe ich allerdings als sehr locker in Erinnerung. Man war nicht mehr in eine Klassengemeinschaft gezwängt und war durch die Kurswahl mehr mit Leuten zusammen, die die gleichen Interessen hatten, mit denen man sich dann auch besser verstand. Außerdem war die Pubertät überstanden, so dass man gar nicht mehr den Drang hatte, unbedingt dazuzugehören.
Abseits der Schule gab es wohl auch Saufparties, zu denen ich allerdings nie eingeladen war, die aber letztlich wohl harmlos waren und keine bleibenden Schäden verursacht haben. Aber an der Schule selbst gab es weder Drogen- noch Gewaltprobleme. Ich kenne das selbst nur vom Hörensagen bezogen auf Hauptschulen. Ich will aber nicht ausschließen oder abstreiten, dass es auch damals auf anderen Gymnasien tatsächlich so brutal zuging.
Hi,
also aus Berlin-Steglitz 1998 kann ich das alles ungefähr bestätigen. War aber eine Gesamtschule (in Berlin bedeutet GS = jeder darf rauf, auch die nicht so motivierten Schüler). Die Schule hat einiges getan um die Klassen klein zu halten oder genug AGs anzubieten. Aber Sie hatte chronisch zu wenig Geld.
Waffeneinsatz (so alle 2 Monate hatten wir Polizeibesuch), Drogenhandel und viele andere Schweinereien hatten wir auch, nicht zu knapp. Exzessives Mobbing hielt sich aber in Grenzen. Vor allem hiess das damals 1998 noch hänseln und nicht Mobbing.
Ich kann deinen Text auf jeden Fall unterschreiben. Nicht alles war mies, aber gesehen, miterlebt oder ertragen musste ich ähnliches auch.
priez
Katzen angezündet und Boardsteinkicks erlebt, sag mir bitte wo du gewohnt hast, damit ich nicht irgendwann mal dort eine Wohnung miete und Kinder in die Welt setze.
ich habe noch nie auf einem mir bis dato unbekannten blog einen kommentar hinterlassen. der beitrag verdient es aber schlicht: danke! das bringt mein herz zum lachen, per zufall auf so ein stückchen ungeschminkte ehrlichkeit zu treffen.
Respekt. Gut zusammengefasst. Ich habe ähnliches erlebt, allerdings im wesentlichen “nur” von Klasse 5 bis 10, danach ging es bis auf zwei besonders ätzende Lehrer. Da war man irgendwie für Toleranz und Solidarität dann schon alt genug. Trotzdem. Wenn ich sehe, dass scheinbar kaum wer eine Ahnung hat, was viele Jugendliche durchmachen, und dann “verständnislos” reagieren, und sich deshalb so schnell nichts ändern wird, könnte ich echt kotzen!
populistisch
Weichei ! Ich treff dich nach der Schule ;)
Mal ganz provokant: “Wenn Tim K. ab und zu mal einen gekifft hätte wäre das nicht passiert.”
Hm, bin hin und her gerissen.
Der Text hat einiges an Wahrheit, aber zu 100% stimme ich nicht zu.
Ich glaube schon, dass sich seit meiner Schulzeit (achtziger - der hier beschriebenen nicht ganz unähnlich) einiges geändert hat - nicht zum besseren.
Und die Bordsteinstory glaub ich nicht - da hat der Autor wohl zu viel AMERICAN HISTORY X geschaut….
Ich habe deinen Text nicht so verstanden, dass du sagen willst, dass es überall so schlimm war wie bei dir. Das Problem ist allerdings, dass du ein wirklich krasses Beispiel dafür bist, dass es Gewalt an Schulen, Mobbing und Ausgrenzung schon immer gegeben hat und auch immer geben wird. Die Extremität deines Beispiels verleitet viele dazu, ihre eigene Schulzeit als weniger Schlimm anzusehen, was ja de facto auch so ist.
Was viele trotzdem vergessen ist, dass sowieso nie alle Schüler diese schlechten Erfahrungen gemacht haben. Es gibt immer die Coolen und die Loser. Auch wenn ich nicht in die Bordsteinkante beißen muss, ist es doch eine Qual ausgegrenzt zu werden oder das Opfer unzähliger Witze zu sein, die man über mich macht. Und davon ist m.E. keiner Freigesprochen. Auch ich habe früher immer versucht zu den Coolen zu gehören und habe deswegen, obwohl ich mich da schon zurückgehalten habe, auch öfters mitgemacht, wenn sich über andere lustig gemacht wurde.
Nicht weil es mir sonderlich Spaß bereitet hätte, sondern weil ich Angst haben musste, dass man das gleiche vielleicht mit mir macht, wenn ich nicht “dazugehöre” Durchlebt habe ich trotzdem alle Formen vom coolen Typen runter zum Loser und schließlich zum Durchschnittstypen. Ich habe keine Mädels bekommen, weil ich einfach nicht “suitable” war (Wer will schon was von einem Akne-Opfer?). Und anstatt auf Parties zu gehen oder sonst wie mit Freunden rum zu hängen habe ich die meiste Zeit vom Computer gesessen und mit Photoshop rumgespielt oder Ballerspiele gezockt.
Aus mir ist kein Amokläufer geworden und ich habe geballert was das Zeug hält.
Ich war weißgott kein Vorzeigekind für schreckliche Dinge, die an Schulen passieren. Trotzdem empfand ich die Schulzeit teilweise als sehr schlimm, dafür aber den größten Teil erträglich bis schön. Ich möchte gar nicht wissen wie das ist, wenn man gar keine Lichtblicke hat.
Wie auch El Kommentatore habe ich später festgestellt, dass die Oberstufe ein wahrer Segen ist. Sobald man aus dem Klassenverband befreit wird, ist alles einfacher. Auf einmal sind alle irgendwie erwachsen und man redet sogar normal mit Leuten, die man früher ausgelacht hat. Natürlich gab es auch weiterhin die coolen Typen, die Schminkkästen, Loser, Streber … aber alle bemühten sich um ein wohliges Miteinander und sprachen auch vernünftig miteinander, selbst wenn sie sich nicht gleich in die Arme fielen.
Naja wie gesagt: Meine Schulzeit war meiner Meinung nach nicht einmal halb so schlimm wie deine. Trotzdem verschließe ich die Augen nicht davor, dass es Schlimmes gab, und womöglich sogar noch schlimmeres als bei mir.
PS: Ein Lehrer hat uns Knirpsen damals davon berichtet, dass die Computerspiele mit Schuld an dem Amoklauf von Littleton sind. Ich habe gelächelt, weil ich es nicht verstand. Hatte selbst schon Doom und Wolfenstein gespielt, und war trotzdem ein “anständiger” junger Kerl, der bis dahin (und auch später) nie gewalttätig wurde und auch nie das Bedürfnis dazu hatte. Bestraft wurde ich dafür mit Unverständnis und damit, dass der Lehrer mich vor allen Schülern meiner Klasse denunziert hat. Er hat mich als psychisch Gestörten dargestellt und in allen Arbeiten die ich abgegeben habe fortan nach Beweisen dafür gesucht, dass ich eine Affinität zum Spaß am Töten habe. Zum Glück war ich - obwohl es mich zutiefst verletzt hat, dass mir hier jemand etwas einreden will von dem ich selbst weiß, dass es nicht stimmt - immer stark genug um diesen Lehrer als Vollidioten abzustempeln und weiterhin ein normaler Junge zu bleiben anstatt ihn beim Wort zu nehmen, mit einer Knarre in die Schule zu gehen und seinem ach-so-kompetenten psychischen Profil von mir zu entsprechen, indem ich ihm als erstes eine Kugel in den Kopf jage.
So viel dann nochmal zum Thema: Comuterspiele machen Amokläufer…
christopher:
ich persönlich war auch kein krasses kind und habe, wie nun schon mehrfach geschrieben, auch viele positive dinge erlebt in der schulzeit. ich habe in dem text hier, wie ich mittlerweile finde, zu sehr die negativen erinnerungen stark gemacht, ohne sie in irgendein verhältnis zu setzen. ich fürchte, ich hatte eine durchschnittsschulzeit. und da gehörten all die scheißdinge eben auch dazu. da wollte ich mal drauf hinweisen. und das ist mir anscheinend auch gelungen. insofern unterschreibe ich deine ersten zwei absätze sofort.
der ich (und alle anderen, die sich daran aufhängen):
die bordsteinstory ist, ich behaupte auch nichts anderes, eine singuläre extremtat innerhalb der jugendlichen gewalt damals. einmal in dreizehn schuljahren. und insofern hier wohl zu prominent von mir in szene gesetzt. aber sie ist passiert.
HolZ:
das mit dem kiffen hat sicher einige “gechillt” werden lassen. andere haben dabei psychosen und ähnliches mitgenommen. nicht so hart für die gesellschaft wie ein massaker, aber auch nicht die ideallösung. auch mit leichten drogen muss mensch umgehen können.
Ich bin einer Verlinkung aus dem angesehenen lawblog.de gefolgt und nehme erstaunt zur Kenntnis, daß Sie Ihren Lesern nicht einmal elementaren Respekt in Form korrekter Groß- und Kleinschreibung entgegenbringen.
Mag Ihr Text auch inhaltlich lesenswert sein - allein seine grob unhöfliche Form disqualifiziert ihn. Und Sie als Urheber, Vorsatz sei unterstellt, mithin.
danke für diesen beitrag!!
es gibt wahrhaftig größere übeltäter als counterstrike…
Bin auch etwas schockiert, was anscheinend an anderen Schulen abgegangen ist - bei uns (im Emsland) waren bestimmt auch nicht alle glücklich, aber solche Arten von Mobbing gab es definitiv nicht. Trotzdem toller Artikel, denn mir ist diese Welt tatsächlich völlig unbekannt, und das erklärt vielleicht auch, warum sich Leute wie ich so wundern…
Sehr gut.
als ich vor nunmehr ca. 35 jahren von der schule geworfen wurde hat kein hahn danach gekräht. wir hatten zu dritt unsere ach so heile welt in einer samstagnacht kurz und klein gehaun. schaden war glaub ich so halbe mille. hätten wir damals waffen gehabt? ich möchte sowas nicht weiterdenken. die reaktion der gesellschaft damals: raus aus der schule, aus den augen aus dem sinn, ab auf see und andere stadt, keiner hat drüber geredet. jugendstrafe auf bewährung. es wurde anerkannt dass wir vor der tat einen krimi im tv geglotz hatten. fanden die psychologen gut. ich gebe persönlich noch heute der gesellschaft die schuld. kindersoldaten werden nicht mit nem G3 geboren. nur damals war es eben “nur” sachschaden. heutzutage kommt eben leider das töten dazu. aber ehrlich, was soll nun das gerede über verbote und kontrollen? schützenverein soll schuld sein? und was ist die bundeswehr? ab 18 darf /muss jeder schiessen lernen. und was sind einige pc spiele gegen den 60-jährigen dauerbeknall des fernsehens? again: alle schulen für 10 jahre schliessen, lehrer mal arbeiten lassen, TV abschalten. und dann mal sehn was passiert…euer johnbook. ein wahrer freund der schule.
der Beitrag stimmt nachdenklich, deckt er sich doch nur bedingt mit meinen Erfahrungen in Österreich.
Aber eines ist klar: Das Problem ist komplexer als es die Medien gerne hätten…
Ich bin in den 80er Jahren in der DDR meine schulische Sozialisation absolviert.
Auch da gab es Mobbing. Allerdings kann ich mich nicht erinnern, dass dabei Waffen im Spiel waren. Zwischen dem, wie es damals war und was Du da beschrieben hast, liegen jedenfalls Welten.
Nach dem Lesen dieses Beitrags trauer ich das erste Mal seit langem der “guten alten Zeit” nach.
Eine traurige Wahrheit, die leider außerhalb der Blogosphäre praktisch kein Gehör findet. Das es mittlerweile kaum drei Tage dauert, bis eine solche Katastrophe scheinbar nicht trotz, sondern gerade wegen des Medialen Tornados verschwindet ist nur bezeichnend.
Die meisten von uns haben Donnerstag mittag die so genannte Berichterstattung exakt vorhersehen können, und man fragt sich ehrlich, was aus den Qualitätsmedien, wenn es sie denn gab, geworden ist. Da schaufelt sich eine ganze Branche mit ihrer zunehmenden verBILDlich ihr eigenes Grab, immer schneller.
Ich kenne kaum jemanden, in einer teile meiner Jugend in einer Kleinstadt, teile in einer Großstadt im RheinMaingebiet verbracht habend, der nicht ähnlich Erfahrungen und Frustrationen erlebt hat.
Aber eins muss ich hinzufügen, was kaum jemand thematisiert: Neben der Schule, der Familie, dem sozialen Umfeld, den Medien, den PC-spielen ist doch allen Amokläufern der jüngeren Zeit eins gemein: sie sind junge Männer, die aus gut situierten Familien kommen, finanziell abgesichert sind. Wo bleiben da die fragezeichen zu der gravierend diffusen Rollenmasse, die junge Männer mittlerweile zu erfüllen haben.
So lange keine Emanzipation der Männer von ihrem Geschlechtsbild passiert und von den Frauen (alles SEHR vereinfacht ausgedrückt!) wird sich an keiner anderen Front etwas ändern.
Ich bin meinen Eltern und den anderen Erwachsenen meiner Kindheit dankbar, dass sie mich gutes Benehmen gelehrt haben. Dass es mir ins Blut übergegangen ist, Rentnern im Bus einen Platz anzubieten. Dass Gewalt keine Lösung ist. Auch, dass sie mir den verantwortungsbewußten Umgang mit Waffen beigebracht haben. Dass sie mir charakterliche Stärke und genügend Selbstbewußtsein gegeben haben, Mobbing aussitzen zu können und mir lieber einige wenige, aber dafür gute Freunde zu suchen als in jeder Clique dabei sein zu müssen. Und dies bereits vor der Pupertät, als ich noch bereit war, auf sie zu hören. Ich werde versuchen, dies auch meinem Kind zukommen zu lassen, denn damit ist es stark genug für die Schule. Die Verantwortung kann nicht auf die Lehrer geschoben werden, das Problem fängt früher an.
Björn, ich danke dir für diesen Artikel. Ich werde ihn aufheben, bis so ein Pupertätsgeplagtes an meinem Tisch sitzt und sich unverstanden fühlt. Dann werde ich ihn nochmal brauchen.
Ich muss dir bei der Grundaussage deines Beitrags zustimmen.
An meiner Schule herrschte zwar keine wirkliche körperliche Gewalt, mehrmaliges monatelanges Mobbing, dessen Opfer u.a. leider ich war, gab’ es schon. Wohlgemerkt an einem Gymnasium in einer Kleinstadt durch vermeintlich “gebildete Leute”.
Diejenigen, denen (krasses) Mobbing unbekannt ist, die Leben entweder in einer anderen Welt als ich, schauen weg oder haben einfach verdammtes Glück gehabt, zufällig soetwas nicht mit ansehen zu müssen.
Im Gegensatz zu F.R. habe ich selbst meine Schulzeit in der DDR der 80er Jahre nicht als friedlich und froh erlebt, Prügeleien und das was man heute Mobbing nennt waren durchaus an der Tagesordnung.
Waffen im Sinne des Wortes kamen zwar nicht zum Einsatz, aber ich erinnere mich da an Schnitte mit Rasierklingen, Stiche mit Druckbleistiften, Schläge mit prall gefüllten Schulranzen - Veilchen und blutende Nasen gab es auch immer mal wieder.
Ich habe die Schule gehasst, jeden Tag in jedem Jahr, die Idioten mit denen ich in einem Zimmer eingepfercht war, den oft öden und klar nutzlosen Lehrstoff, die Verlierer die sich anmassen durften mich und meine Leistungen zu benoten - wir hatten so viele Alkoholiker unter den Lehrern, notgeile Sportlehrer die den Mädchen ständig in den Ausschnitt geglotzt und bei der Hilfestellung gern mal kräftig zugegrabscht haben, gewalttätige Arschlöcher die mit Zeigestock und Tafellineal auf Störenfriede eingedroschen haben, faule Säcke die immer mal wieder Klassenarbeiten “gestohlen” bekamen um sie nicht auswerten zu müssen usw.
Amoklaufen war zwar nie ein Thema, aber den einen oder anderen so richtig hart zusammenzuschlagen, davon habe ich oft geträumt.
Und ich war einer der besten in der Klasse, habe immer alles mit Links geschafft, gehörte zu keiner Randgruppe, kam aus einem guten Elternhaus usw. - ich frage mich auch wie sich die Sitzenbleiber und Sonderlinge wohl gefühlt haben, die jeden Tag von Mitschülern und Lehrern aufs Dach bekommen haben.
Meine persönliche Meinung ist daher: nicht irgendwelcher Medienkonsum treibt die Leute zu solchen Gewalttaten, sondern die grosse Mühle namens Schule, vor deren Mahlsteinen es kein Entrinnen gibt - und in der der eine oder andere scheinbar zerbricht.
Textueller Volltreffer. Ich war an einem Gymnasium in einer schwäbischen Kleinstadt, 10 Jahre war ich dort, da habe ich das Hassen gelernt. Gewalt gab es am Rande auch. Schlimmer war aber der permanente Psychoterror von den Mitschülern und den Lehrern. Gewaltphantasien hatte ich nie, Ballerspiele schon. Kein normaler Erwachsener würde einen solchen Zustand wie ich ihn als Schüler erlebt habe als menschenwürdig empfinden. Man sagt, man ist über eine Sache hinweg, wenn man darüber lachen kann. Über meine Zeit am Gymnasium kann ich auch acht Jahre nach dem Abitur nicht lachen. Mehreren Mitschülern von damals geht es ähnlich. Kommilitonen im Studium berichten von ähnlichen Situationen an anderen Schulen im Ländle.
@johnbook
klar: schulen schließen, lehrer endlich mal arbeiten lassen. und all die anderen intellektuellen gleich dazu.
warum nicht gleich erschießen? falls dir nicht klar sein sollte, in welche richtung das geht (davon gehe ich mal aus; ich glaube an’s gute im menschen): pol pot lässt grüßen.
unfassbar, wieviel diskursiven schwachsinn solche ereignisse mit verlass provozieren. und das nicht nur bei den ‘medien’, wie dein kommentar beweist.
lirez toujours.
azertarchéologue
viel interessanter als der eigentliche Text, sind doch die Kommentare… “Kann nicht sein, das war bei uns ganz anders” ist einfach kein richtiges Argument. Ich würde behaupten dass es dort draußen ein breites Spektrum an Möglichkeiten gibt wie ein Schülerleben ablaufen kann. Ich würde sogar behaupten dass diejenigen die eher auf der “mobbenden” Seite stehen (und damit imho in der extremen Mehrzahl sind) vom alltäglichen Stress für die andere Seite nicht viel mitbekommen… “ach klar, da war dieses eine Kind über das wir uns ab und zu mal lustig gemacht haben, aber schlimm war das doch nicht!!!!!11111einself”
Ich bin mir sicher dass ich, der ich die 90er-Jahre an einer Kleinstadt-Mittelschule verbracht habe, bei weitem nicht die schlimmste Jugend hatte… ich kenne bereits aus meiner Zeit Fälle von Schulen (ein paar km weiter in der Großstadt, in Gebieten mit viel “Unterschicht” und noch viel mehr Stress) bei denen Körperverletzung und so zum Alltag gehörten.
Auch bei uns war nicht alles Toll… ich habe in meiner Jugend bei einem gutem Dutzend ernsterer Schlägereien mitgemischt (wohl gemerkt eher als derjenige den 3-4 ältere mal eben verprügeln wollten) und bereits ich erinner mich an mehrere Verletzungen die genäht werden mussten, einige gebrochene Finger und ähnlichen “Kleinkram” den ich bei anderen verursacht habe. (Ich selbst wurde auch schonmal in die Notaufnahme des Krankenhauses geschickt). Sachbeschädigung und ähnliche, eher “harmlose” Vergehen waren tatsächlich alltäglich.
Ob das jetzt bedeutet dass ich auch hätte Amok-laufen sollen? Nein, natürlich nicht! Wie bereits gesagt: Ich bin noch relativ behütet aufgewachsen, meine Schule war ziemlich harmlos, ich war größer als meine Altersgenossen und wurde somit nicht ganz so oft verprügelt (auch wenn das durch meine Außenseiterstellung als jemand der in der Pause _freiwillig_ Bücher liest etwas eingedämmt wurde), ich hatte Freunde und mein Elternhaus war so intakt wie es nur sein konnte.
Aber für andere muss das nicht gelten! Wir haben hier ein paar tausend Schulen, ist es wirklich so schwer zu verstehen dass alle paar Jahre für irgendwen am Ende der gaußschen Glockenkurve das System so extrem ins negative tendiert bis er durchdreht? Wir haben nicht an jeder Schule einen Amokläufer, wir haben es nichtmal an jeder hundertsten… Von daher wäre ich mit Aussagen wie “das kann nicht so schlimm sein” mal sehr vorsichtig.
Aber selbst wenn das nur ein kleiner Faktor von vielen ist: Wollen wir wirklich dass unsere Kinder derartiges durchmachen müssen? Diese Zustände existieren, daran kann kein Zweifel bestehen. Selbst wenn wir damit die Problematik der Amokläufer nicht im geringsten verändern wäre mit ein paar Millionen Euro im Bildungssktor mehr pro Jahr sicher etwas machbar dass es einigen Schülern besser geht. Der Betrag klingt extrem… sicher.. aber vergleicht man das mal mit dem was unsere Regierung mal eben so an Nothilfe für Banken oder Autoindustrie ausgibt fällt er garnicht auf.
Was brauchen wir dringender? Autos, Banken oder Kinder?
Lern bitte erstmal die Groß- und Kleinschreibung. Das ist abartig…
es geht um amoklauf, gewalt in der jugend, gewaltphantasien. aber kleinschreibung ist abartig und disqualifiziert den autor. ist das eine verhältnismäßige wortwahl, björn gzacek und wayne?
Ich habe meine Schulzeit (Stuttgart) fast immer sehr genossen. Ich persönlich wurde nie gemobbt. Gepiesakt? Ja. Aufgrund meiner Sportlichkeit wurde ich von den Jungs “das Tier” genannt. Die konnte es nicht verkraften, dass ein Mädchen schneller, stärker, besser war als sie. Aber das hat mich gelehrt, mich durchzusetzen. Nach einigen Wochen und konternden Sprüchen hat das dann aufgehört.
Ich bin immer gerne in die Schule gegangen. Ich hatte gute und schlechte Lehrer. Ich mochte die Schule, weil man sich dort mit Freunden treffen konnte. Weil man nach der Schule erst mal eine Runde bolzen ging. Weil mir einige Fächer großen Spaß gemacht haben. Prüfungen und Referate habe ich über mich ergehen lassen, im Gegenzug gab es tolle AGs und Orchideenfächer, in denen man sich austoben konnte.
Ich kann mich noch gut an die letzten Wochen in der 13. Klasse erinnern. Ich habe mir da oft gedacht, dass diese tolle Zeit bald vorbei ist. Und es hat mich traurig gemacht, denn die Schulzeit war bis dahin die tollste Zeit meines Lebens und ich habe mich ein bisschen vor dem großen Unbekannten gefürchtet, das nach dem Abitur kam.
Natürlich gab es auch die andere Seite. Ein Junge aus meiner Stufe, der von den anderen Jungs gehänselt wurde, hat einige Jahre später Selbstmord begangen. Ich weiß nicht, warum. Vielleicht hatte es auch etwas mit seiner Schulzeit zu tun. Heute liegt sein Grab nur einen Steinwurf von dem Grab meiner Oma entfernt.
Ein Mädchen aus meiner Klasse, das auch gehänselt wurde, ging von der Schule ab und hat eine Ausbildung gemacht. Heute ist sie dreifache Mutter und, soweit ich weiß, glücklich.
Das sind die einzigen Fälle, an die ich mich in meiner gesamten Schulzeit erinnern kann. Jetzt kann man meinen, zwei Fälle seien schon zwei zuviel. Aber zwei Fälle in 13 Schuljahren, auf verschiedenen Schulen - das ist doch eigentlich relativ wenig. An Prügeleien, Drogen und Waffen kann ich mich nicht erinnern. Wir haben immer nur gehört, dass “die an der Hauptschule” sowas machen würden. Aber an meinem Gymnasium in Stuttgart verlief das Schülerleben relativ friedlich.
Das was du beschreibst, habe ich nie erlebt. Und viele Erwachsene wahrscheinlich auch nicht. Deshalb kommt der Bruch zwischen den Generationen zustande: Das Kind hat Probleme in der Schule und wendet sich an die Eltern. Die Eltern erinnern sich an ihre eigene Schulzeit, die beiweitem nicht so schlimm war, wie sie es heute im Durchschnitt ist und verharmlosen die Situation. “Das kann doch gar nicht so schlimm sein” hören wohl ziemlich viele Kinder. Aber nicht weil die Eltern verdrängen, sondern weil sie es einfach nicht besser wissen. Weil sie es selbst anders erlebt haben und nicht verstehen, dass die Zeiten sich geändert haben.
liebe sympatexter,
ich glaube ja, dass viele auch eine einigermaßen unbeschwerte schulzeit hatten. ich glaube sogar, dass auch heute viele eine einigermaßen unbeschwerte schulzeit hatten. und wie gesagt, ich hatte auch viele schöne tage in dieser zeit. aber es waren schon ein paar mehr krasse dinge dabei, selbst wenn ich sie gar nicht direkt abbekommen, sondern nur mitbekommen habe, als bei dir. und das eben auch im wohlhabenden großraum stuttgart.
und deshalb glaube ich (und verweise dabei nochmal auf den link ganz am anfang des posts) nicht, dass sich pauschal die zeiten geändert haben und eben doch viele (nicht alle) da einen gehörigen teil vergangenheit verdrängt haben.
dabei will ich ja niemandem die schönen erinnerungen nehmen. nur auf die andere seite aufmerksam machen. anlass für diesen so furore machenden post war, dass ich das gefühl hatte, das in den ersten talkshows, zeitungskommentaren etc. mehr veränderung zwischen den generationen behauptet wurde, als es gibt. und viele bestätigen das in den vergangenen vier tagen.
schön für dich (ganz ehrlich gemeint), dass du das nicht bestätigen kannst. schön von dir für die diskussionskultur hier, dass es widerspruch geben kann, ohne die anderen erfahrungen in frage zu stellen. danke.
An ale, die sich über die Rechtschreibung aufregen:
Grammatik ist nebensächlich. Einsteins Texte sahen um einiges schlimmer aus.
Deinen Text kann man auch wunderbar an einer Feststellung belegen:
Bissher ist jeder Amokläufer in die Schule gegangen, und nicht zu seinem Sportverein oder ins Jugendhaus!
Die Lehrer haben bestimmt auch eine wichtige Rolle. Von den Lehrern geht immer Stress aus. Stress der nicht abgebaut werden kann und der sich im schlimmsten Fall auch so stark auf das Leben auswirkt, das er solche schlimmen Taten produziert.
Und:
Es gab bereits 70 Trittbrettfahrer, allein in NRW. Allerdings hatte keiner den letzten wichtigsten Schritt zu so einem Amoklauf verfügbar: Die Waffe. Wenn also jeder dieser 70 Trittbrettfahrer eine Waffe gehabt hätte, sähe die Welt schon schlimmer aus. Deswegen glaube ich auch, das die Regierung, bzw. die Gesellschaft, an der vollkommen falschen Stelle ansetzen.
Manueller Trackback.
michael: erstkommentare werden moderiert. und ich bin nicht dauernd online, deshalb kann das dauern. ich bitte um verständnis.
Deine Schulerinnerungen ließen auch einige der meinigen wieder hochkommen, sowohl als Opfer als auch als Täter. Woran ich bei in den Medien geführten Diskussionen bez. Jugendgewalt (und deren “moderne” Ursachen) immer wieder denken muß, ist “Das fliegende Klassenzimmer” von Erich Kästner. Der Einfachheit halber habe ich mal ausnahmsweise aus Wikipedia ein paar Handlungsstänge (verkürzt) hier hin kopiert:
“Uli fühlt sich von den anderen Jungen zurückgesetzt, weil er wenig Mut hat … Die Realschüler entführen Rudi Kreuzkamm … Daraufhin treffen die Jungen sich mit dem „Nichtraucher“… Der „Nichtraucher“ will die Jungen als Schiedsrichter bei ihrem bevorstehenden Kampf gegen die Realschüler unterstützen. Er macht den Vorschlag, dass sich von den beiden Gruppen jeweils nur einer prügeln soll. … Zudem haben die Jungen Uli einen Streich gespielt und diesen in einem Papierkorb an der Decke aufgehängt. Nach dem Streich reicht es Uli nun endgültig. Er kündigt der Klasse an, dass er etwas Besonderes machen wird. Auf der Eisbahn steigt Uli anschließend auf ein Klettergerüst und springt dort mit einem Regenschirm herunter. Dabei wird Uli schwer verletzt. ” Alles dabei: Mobbing (vermute, Kästner nennt es auch einen “Streich”), Gewalt unter Schülern, die Eskalation. Achja, die Geschichte ist Baujahr 1933.
las dich nich von dein schreib stiel ab pringen di snd doch ale nur nei tisch ich fin te das gut mit nur glein buch stapen
Möchte meinen Kommentar zur Klarstellung noch ergänzen:
ich habe dieses Blogpost so verstanden, dass Björn anhand eigener Erfahrungen aufzeigen wollte, dass Gewalt, Mobbing etc. an unseren Schulen kein neues Thema ist - ganz im Gegenteil kennen viele von uns das aus einer Vergangenheit, die deutlich länger zurückliegt.
Meine Schilderungen sollten das unterstreichen und gleichzeitig betonen, dass eine Betroffenheit über das selbstverständlich deutlich größere Ausmaß der Katastrope in Winnenden ebenso wie “Predigten” oder pauschale Bekenntnisse zu den Grundwerten unserer Gesellschaft, wie man sie andernorts jetzt vielfach zu lesen bekommt, wenig nützen, wenn man nicht einsieht, dass in der früheren Vergangenheit Fehler gemacht wurden, dass man versäumt hat, längst schon daraus zu lernen und Konsequenzen zu ziehen.
Es geht auch meiner Meinung nach darum, auf die Interessen , Neigungen und insbesondere Nöte der Kinder wesentlich deutlicher einzugehen, sehr viel mehr darauf zu achten, was die Kinder bewegt.
Das ist insbesonders bei solchen, die nach aussen als “unauffällig” gelten, nicht einfach und für Eltern wie Pädagogen eine gleichermaßen schwierige Aufgabe.
Wohl dem, der um entsprechende schlimme Erfahrungen herumgekommen ist, ja.
Aber zu behaupten, es handelte sich um Einzelfälle, oder die Schule, die man besucht habe, sei dann wohl eine besonders “kranke” Lehranstalt gewesen, zeugt tatsächlich von wenig Empathie, sowohl gegenüber hier Schreibenden , als auch gegenüber allen unmittelbar Betroffenen und nicht zuletzt gegenüber den Opfern selbst.
In der taz hat Marc Böhmann einen lesenswerten Artikel “Alles klar mit den Jungs?” - Erfahrungsbericht eines Lehrers - veröffentlicht.
http://www.taz.de/1/zukunft/wissen/artikel/1/alles-klar-mit-den-jungs/
Ich kann sein Fazit nur unterschreiben.
Ich habe mal versucht, so etwas wie eine Antwort auf Björns Text zu schreiben (ich war vor genau dreißig Jahren in dem Alter, in dem Tim K. starb):
http://www.michael-michaelis.de/htdocs/comment/0903181856_leb
Philipp Müller
Zurück zur Basis
Killerspiele, jeder kennt sie
Doppel-, Trippel-, Multikill
Normal werden diese Jungen nie
Gewalt und Töten, soviel man will
Schützenverein voll Waffennarren
Zielscheiben in Menschengestalt
Nie an Munition sparen
Schießen bis es richtig knallt
Endlich wieder Amoklauf
Medien treten 1000fach auf
Fakten, die die Wahrheit sagen?
Danach kannst Du lange fragen
Schuldzuweisung ist so leicht
Ballerspiele und die Waffen
Zum Verbot es diesmal reicht?
Sie werden es niemals raffen
Doch die Basis,
da wo’s hapert
wo der Lehrer ständig katert
Da läuft’s schief!
Mein Beitrag aus dem Deutschkurs zum Thema Amoklauf, Berichterstattung und Ursachen
Hallo.
Ich bin Mathilde und gehe in die siebte Klasse eines Gymnasiums in Berlin.
Das was ich in diesem Text gelesen habe, hat mich sehr extrem an meinen Alltag erinnert.
Kittyluka: ‘Ob nun Anno 1900 oder heute, mobbing gab es an Schulen immer und wirds auch immer geben. Ein Jugendlicher denkt nun mal nicht an die Konsequenzen seines Handelns und daher handelt er einfach.’
Aber das regt mich schon wieder so auf.
Natürlich werden Mengen von Schülern gemobbt und viele sind Mobber.
Aber, dass man das so auf die Jugend verallgemeinert kotzt mich echt total an.
Denn es gibt einfach mal Auch viele Jugendliche, die dann auch mal dawischen gehen, die nich mitmobben, die Mobbing bei den Lehrern melden.
Aber so was wird in den Medien dann natürlich nicht gesagt.
Denn es muss ja immer das Schlimmste berichtet werden!
Trotzdem hat mir dieser Artikel wirklich sehr gut gefallen und ich schließe mich den anderen an, dass es der beste Artikel war, den ich bisher über diesen Amoklauf gelesen habe.
Mich nervt auch dieses ganze Mediengetummel um die Menschen in Winnenden. Lasst sie doch mal in Ruhe trauern.
Ich persönlich habe auch einen Freund, der mal dort in Winnenden früher gelebt hat. Und seine damals beste Freundin wurde bei dem Amoklaug erschossen. Da gabs dann auch ne Menge Tränen.
Und wenn ich mir vorstelle, dass uns als ich ihn getröstet habe, laufende Kameras und viele Fotokameras aufgenommen hätten, nur um die Bilder in aller Welt zu verteilen, wird mir ganz bange.
Lasst sie in Ruhe trauern!
Denn trauern um die umgekommenen Schüler und Lehrer sollte man, egal ob man den Amoklauf total entsetzlich findet oder ihn (durch die gesellschaftliche Lage in Deutschland) schon lange vorrausgesehen hat.