Sie war die Freundin einer Bekannten einer Freundin. Wir trafen uns in dieser Diskothek, deren DJ “500 Miles” von den Proclaimers für Indiemusik hielt und deren Türsteher uns wegen Kiffens rausschmeissen wollte, wo wir doch nur indonesische Nelkenzigaretten rauchten.
Sie war gerade aus Australien zurück und dort mit echten Surferboys zusammengewesen. Sie war drei Ligen zu hoch für mich. Wir hingen die ganze Nacht zusammen, ich merkte dennoch erst auf der Heimfahrt, wie toll ich sie fand.
Die Freundin der Bekannten organisierte weitere Treffen, wir blieben im Gespräch. Irgendwann tauschten wir Telefonnummern. In einem Moment totaler Traurigkeit fanden sich Wochen später unsere Hände, Lippen.
Sie nahm mich mit im Ascona ihrer Mutter, wir ließen uns treiben, ich fühlte mich unheimlich frei, wenn wir nachts ins Freibad einbrachen oder irgendwo im Nirgendwo auf einem Parkplatz unter offenem Himmel schliefen. Ich und das tollste Hippiemädchen unserer kleinen Stadt.
Dann fuhr sie nach Paris und schickte mir eine Karte. “Dir würde es hier gefallen”, schrieb sie. Und liebe Grüße von der Bekannten der Freundin.
Dann fuhr ich nach Finnland. Ich las traurige Bücher, schlug mir den Schweiß von der Haut in holzbefeuerten Saunen und schwamm träumend durch die Seen. Am liebsten Nachts. Und ich dachte an sie, an ihre schönen grünen Augen mit dem braunen Fleck darin und das Freibad zuhause und wie wir nackt durch den ruhenden Ströungskanal schwebten und ich hörte fortwährend dieses eine Lied.
Als ich zurückkam, machte sie Schluss.
Na Danke. Jetzt hab ich nen Ohrwurm. Aber nen netten. Neulich sangen wir hier tagelang “Abschied ist ein scharfes Schwert”. Dann doch lieber REM bis zum Umfallen. Was mich an einen Konzertbesuch im vergangenen Sommer erinnert, im wahrsten Wortsinne.
und jetzt geh ich schwimmen, glaub ich, auch wenn es noch so hell draußen ist.
oh romantisch.
unter freiem himmel schlafen kann man heute glaube ich nicht mehr. viel zu gefährlich.
und freibäder gibt es kaum noch.
so wird die welt unromantischer.