Pietätlos

Am Donnerstag früh verbreitete sich die Nachricht, dass die Schauspielerin Susanne Lothar mit 51 Jahren diese Woche “plötzlich” und “unerwartet” verstorben sei.

Mich triggert sowas. Aus persöhnlicher Erfahrung mit recht plötzlichen und unerwarteten Toten. Weil ich ihre Schauspielerei mochte. Weil es mich als Vater berührt, dass sie zwei nun vollwaise minderjährige Kinder hinterlässt.
Ich habe deshalb einige Nachrufe gelesen. Und bin angewidert.

Fast immer geht es darin voller Anerkennung darum, dass sie für die Schauspielerei Grenzen überschritten hat, sich ausgebeutet, die Extreme gezeigt,gesucht, ausgekostet hat, etc. pp. Vielleicht muss das so sein bei großen KünstlerInnen.
Aber beim Lesen fällt auch auf, dass es immer Macker waren, die sie als Regisseure für extreme Inszenierungen eingesetzt, wenn nicht verwendet haben. Ich kann nicht beurteilen, ob Susanne Lothar das selbstbestimmt so wollte oder vor allem im an sich ausbeuterischen Theaterbetrieb nicht anders konnte. Ich finde es aber schon etwas fragwürdig, das Phänomen unhinterfragt in die Lobhudelei eines Nachrufs zu übernehmen.

Mindestens grenzwertig fand ich, dass Lothars schauspielerischer Extremismus in den Nachrufen Print wie auch Online vielfach mit Bildern ihrer halbnackten Performance in Zadeks Lulu-Inszenierung illustriert waren. Natürlich auch bei der neubürgerlichen Boulevardpostille taz. Macht die bloße(!) Darstellung von Verletztsein eine große Schauspielerin aus? Ist ein solches Bild angemessen für einen Nachruf?
Ich sehe durchaus Argumente für die künstlerische Darstellung von Nacktheit auf der Bühne und verstehe, dass diese dann auch durch Fotos nach außen kommen, vielleicht sogar jenseits sexistischer Klischees der Werbung. Das Gemächt von Lars Eidinger kenne ich auch nicht nur von der Schaubühnenbühne direkt sondern aus den Feuilletons.
Aber in der Kombination der (Semi-)Nackheit der Lulu-Bilder mit dem oft schwärmerischen Beschreiben der Lotharschen Kunst, sich von (männlichen) Regisseuren schier kaputt inszenieren zu lassen, erscheint mir hier ein besonders voyeuristisch-sexistisches Amalgam in diesen Nachrufen zu entstehen.

Nun haben Nachrufe immer ein voyeuristisches Moment, aber dass hier die Ausbeutung der nun toten Künstlerin so auf die Spitze getrieben wird, ist schon besonders pietätlos.

Den Gipfel der Unmöglichkeiten hat allerdings für mich Mathias Matussek erklommen. Er durfte sich bei Spiegel Online (Kein Link aus Pietätsgründen) in der neuerdings so beliebten Gattung des “Nachrufs eines Promfreundes” üben. Das ist ihm insofern glänzend gelungen, als dass auch er im Nachruf vor allem über sich schreibt und Selbsterhöhung betreibt. Als guter Freund der Familie, implizit als früher Förderer der nun toten Schauspielerin, als offenbar größter Fan und so fort.
Dabei kommt er umfangreich auf die erwähnte Lulu-Inszenierung zu sprechen. Und delektiert sich an der künstlerischen Größe Lothars. Die für Matussek an diesem Punkt vor allem aus ihrem Erbrochenen und ihren für ihn eindeutig hässlichen Brüsten besteht.

Ob noch mehr Chauvinismus, Sexismus und Pietätlosikeit in einem Nachruf möglich ist? Noch mehr Degradierung zum Objekt männlicher Perversionen? Wer solche Freunde hat…

Mann! Mann! Mann!

The shark
Bild: cc-by-sa mpires

Ein Gastbeitrag von Kata Strophe:

Eines vorweg: Ich lasse jetzt mal so prinzipiell und ganz bewusst diesen ganzen unlesbaren Kram mit -Innen, _innen und /innen, diesen feministischen Quatsch, weg. Es ist ja klar, dass auch Frauen gemeint sind, aber das muss man ja nicht immer extra erwähnen und um die Männer hat man sich in letzter Zeit eh viel zu wenig gekümmert. Und die Leute, die hier in Deutschland leben, aber aus anderen Kulturkreisen sind, das sind ja Mitbürger, und irgendwie auch mitgemeint, aber muss man ja auch nicht immer so politisch korrekt alles dazu sagen, das ist doch allen längst klar. Und diese türkischen Machos, die will ich auch gar nicht mit einschließen, weil die respektieren uns deutsche Frauen ja auch nicht!

So. Ich möchte Ihnen einfach mal wieder schreiben und das auch mal etwas ausführlicher, denn so ein SPON-Artikel kann ja nur an der Oberfläche kratzen von der Oberfläche, auf der ich mich befinde.

Es ist mir ein Bedürfnis, mit Ihnen, dem Wähler, in Kontakt und Austausch zu sein, vor allem über das, was ich in letzter Zeit so gelernt habe, und worüber ich jetzt einfach mal laut nachdenke – und ich finde Ihre Kommentare dazu interessant. Mir liegt es auch ganz persönlich am Herzen, Sie gleich am Gelernten teilhaben zu lassen, weil ich denke ja so wie Sie, der Deutsche (also Deutschinnen würde sich ja auch bekloppt anhören) und ich muss Ihnen ja nicht erklären, wie Sie denken. Und wenn ich mal nicht so denke wie Sie, dann kann ich mich trotzdem total gut in Sie reinversetzen.

Zum Beispiel beim Thema Kinderkriegen. Das ist mir immer noch total wichtig und ich wünsche mir auch selbst welche, und deshalb weiss ich auch, wie es Ihnen, den Familien, geht, kenne Ihre Nöte und Sorgen. Ich habe ja schließlich auch Eltern. Und was ich nicht weiss, das hat Röschen gezeigt, wie das so ist bei der typisch deutschen Großfamilie mit Pony und unzähligen Golden-Retriever-Welpen. Kinder sind eben ein Geschenk des Himmels und eine Frucht der Liebe.
Wie man diese Gottesgabe mit unterwürfigem Geschlechtsverkehr in Verbindung bringen kann, das fällt auch nur diesen homosexuellen Alt-68ern ein! Geschlechtsverkehr ist lebensnotwendig für die Menschheit und sichert unseren Fortbestand, aber diese alten Feministinnen haben das irgendwie mit diesem komischen Mann-Frau-Gefasel in Verbindung gebracht und behauptet, dass das was mit Macht und diesem Hierarchiezeugs zu tun hätte. Man stelle sich das mal vor: eine Gesellschaft, die die Unterwerfung der Frau braucht, um fortzubestehen, das wäre ja ein Patriarchat, also ein entsetzliches System, in dem ich nicht leben wollte!

Und deshalb gibt es das ja auch nur bei den anderen Kulturkreisen, diesen Machokulturen, die ich ganz oben auf meiner Agenda habe, das versichere ich Ihnen, liebe Deutsche. In aller erster Linie ist es mir dabei wichtig, Sie, den Schüler auf dem deutschen Schulhof, vor diesen Anfeindungen aus dem anderen Kulturraum zu schützen. Denn diese Machos, die mögen Sie, ja uns Deutsche, nicht; dafür, dass wir nicht in so einem System leben, dass die Frauen unterwirft, feinden sie uns an. Und das ist dann nämlich auch Rassismus. Darüber habe ich in letzter Zeit echt viel gelernt, weil ich mich ja nun um diese ganzen extremistischen Initiativen kümmern muss.

Also: wenn so eine migrantische Minderheit uns Deutsche dafür hasst, dass wir einfach in der Mehrheit sind und privilegierter und eben nicht so machomäßig ticken, dann nennt man das Deutschenfeindlichkeit und da dürfen Sie, lieber deutscher Bürger, zurecht verärgert darüber sein. Und auch ängstlich ja, das dürfen Sie und ich nehme das sehr ernst, denn: diese Minderheit, die bei allen gesellschaftlich und politisch relevanten Prozessen und Positionen die Hebel in der Hand hält, die dreht den Spieß ratzfatz um. Und das wäre ja eine Gesellschaft, also in der wollte ich nicht leben!

Aber nochmal zurück zu dem Faden, den ich immer verliere, wenn ich mal wieder über so viel Neues nachgedacht habe: die Frauen, diese notorischen Geisteswissenschaftlerinnen. Ich meine, wir leben ja nicht in so einer türkisch-arabischen Machogesellschaft und daher ist ja wohl jede Frau selbst schuld, wenn Sie nicht Elektrotechnik studiert. Sie könnte ja, wenn sie denn nur wollte. Ich nenne das Chancengleichheit – man muss sie eben auch nutzen, die Chancen! Und wenn Frauen dann doch mal als Ingenieurinnen arbeiten und weniger als ihre Kollegen verdienen, dann ist das schon problematisch.
Aber es gibt da ja nicht so viele Frauen in der Branche, das Problem trifft also nur wenige. Eine Frauenquote, dieses Eingeständnis politischen Versagens, wäre da ja völlig verfehlt. Wir müssen die Jungen und Männer fördern und nicht noch diese Quoten-Störerinnen in die Chefetagen und Vorstände loben. Und marktwirtschaftlich gesehen ist doch auch eines klar: für Unternehmen zählt die individuelle Leistung und nicht das Geschlecht, da schreibe ich den Chefs doch nichts vor.

Meine Rezepte gegen all diese Probleme kennen Sie, meine lieben Herren:
Erstens frühe Deutschförderung, denn es kann ja nicht sein, dass man im eigenen Land nicht mehr versteht, wie man beschimpft wird. Und zweitens männliche Erzieher und Lehrer in Kitas und Schulen. Es grenzt nämlich fast an ein Wunder, dass es überhaupt so viele Männer in gut bezahlte Jobs und in die Chefetagen schaffen, bei der Übermacht von Frauen schon im Kindesalter.
Und die letzten Studien, meine Herren, die haben es bewiesen: Sie, der Mann, ist, im Gegensatz zu den Frauen, schlecht in der Schule, kränker, depressiver und mehr Herzinfarkt gefährdet, ergo: Sie sind das eigentlich vernachlässigte, schwache, ausgebeutete Geschlecht in einer angeblich männlich dominierten Gesellschaft und Arbeitswelt.
Aber wie soll das denn bitte gehen? Denn wenn Sie, der Mann, wirklich die Macht hätten, dann lebten wir ja in so einem Macho-Patriarchat und das wäre doch echt plemplem und mit mir ja auch nicht zu machen. Als Ministerin bin ich ja das beste Gegenbeispiel – und warten Sie ab, bis ich als erste Frau im Weltall Ehe, Kinder und Karriere vereinbare, ohne dabei so feministisch rum zu lamentieren, dass das unmöglich sei.

Und deshalb sage ich auch meinen Kritikern in aller Deutlichkeit: wer meine Befunde nicht teilt, der muss auch sagen, wie er es besser machen würde. Und da habe ich in den letzten Jahren, gerade aus der feministischen Ecke, noch keine gangbaren Wege vernommen. Sie wollen immer nur die Verhältnisse mal grundsätzlich in Frage stellen und das alles differenziert sehen.
Also ich bitte Sie, liebe Kritiker, es ist doch nicht so schwer: Deutschenfeindlichkeit ist auch Rassismus und Feminismus ist auch Männerdiskriminierung.

Und das ist ja auch das freche, ja peppige an dieser, meiner spritzigen neuen Generation von konservativen Frauen – wir denken unkonventionell. Denn, liebe Besitzstandswahrer der angeblichen Errungenschaften des Feminismus, man kann das Rad der Geschichte nicht einfach anhalten, man muss es auch mal ganz frech und mutig richtig weit zurück drehen!

Armer Heinrich

Am Samstag findet bei der grünennahen Böll-Stiftung die Konferenz mit barcamp-Anteilen “netz:regeln” statt, Co-Veranstalter ist der der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM).
Auf die peinliche anfängliche Nullquote von Frauen auf dem Podium wurde von Anne schon ausführlich hingewiesen. Damit ist aber nur ein irritierender Punkt der Veranstaltung, die die Typographie ihres Titels einigermaßen halbinspiriert bei der re:publica geklaut entlehnt hat, benannt:

Ein kleinerer ist der, dass die Böll-Stiftung in ihren Einladungen die Anmeldung nicht ausschließlich, wie die mitveranstaltenden Industrielobbyisten netzaffin über mixxt.de, sondern lieber über ein eigenes Webformular erbeten hat. Während ein Account bei mixxt.de mit einer Mailadresse recht datensparsam erstellt ist, verlangt das Formular der Stiftung obligatorisch zur Mail noch die volle Postanschrift und optional Telefonnummer und Fax. Hallo Datenschutz?

Von größerer Bedeutung aber ist, wie bei Anne schon angedeutet der Titel und mit ihm die Programmgestaltung.

Natürlich ist auch eine Vereinbarung, das nichts geregelt wird schon eine Regel (für alle, die’s ganz genau nehmen), allerdings ist “Netzregeln” durchaus zu lesen als Kampfbegriff der BITKOM gegen weitreichende Netzneutralitätsforderungen, wie sie beispielsweise in der grünroten Initiative “Pro Netzneutralität” von Malte Spitz und Björn Böhning vertreten wird. Dieser kann mensch durchaus kritisch gegenüber stehen, dennoch sei hier erinnert an die Äußerungen von BITKOM-Geschäftsführer Bernhard Rohleder nach einer Sitzung der Projektgruppe “Netzneutralität” der Enquetekommission “Internet und Digitale Gesellschaft” des Bundestages im August, der lieber von “Netzdifferenzierung” sprechen will.

Am Samstag wird es nun zwei Panels zur Netzneutralität geben.
Eines, das mit “Neutral bis zum Kollaps? Netzneutralität und Internetwirtschaft” schon eine reichlich suggestive Überschrift erhalten hat und mit Thomas Jarzombek (MdB CDU, IT-Unternehmer), Alexander Görlach (CDU-nah, The European Blog), Nikolaus Lindner (Leiter Government Relations bei Ebay, die “Pro Netzneutralität” unterstützen) und Wolfgang Kopf (Leiter Politik und Regulierung der Deutschen Telekom AG) nur bedingt kontrovers und vor allem komplett ohne Nutzerbeteiligung besetzt ist.
Das andere, im Anschluss an das erste stattfindende Panel stellt dann wohl den Gegenpol zum ersten dar: “Netzneutralität: Netzwerkmanagement aus Sicht der Nutzer/Verbraucher”. Es diskutieren: Dr. Iris Henseler-Unger (Vizepräsidentin Bundesnetzagentur, die ja so eigene Vorstellungen von Netzneutralität haben), Lutz Donnerhacke (AK Zensur), Dean Ceulic (eco - Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V.), Annette Mühlberg (Referat E-Government, Neue Medien bei ver.di) (angefragt) und Markus Beckedahl (angefragt).

Eine Vermittlung von gegensätzlichen Positionen findet so nur erschwert statt und das Agendasetting wird wohl aus reinen Abfolgegründen dem ersten Panel obliegen, während das zweite Gefahr laufen kann, nur noch auf das erste zu reagieren. Mein Gefühl, dass sich die Jungs in Panel 1 einiger sein werden als die zweite Runde, mag Paranoia sein, ich frage mich aber schon, warum hier ein Industrieverband (ich frage mich das mit Hinblick auf Interessenspluralität, unabhängig von deren Netzneutralitätsposition) mit von der Partie ist, während die Nutzer dort außen vor bleiben.

Ich werde den Eindruck nicht los, dass die Böll-Stiftung hier nicht nur beim Thema Gender gepennt und das Thema Datenschutz nicht allzu sensibel bedacht hat, sondern sich auch noch weitgehend bei der Programmgestaltung auf BITKOM verlassen hat.
Aber vielleicht geben die anderen Panels, die Selbstbeteiligungselemente und die hoffentlich in Vielzahl teilnehmenden Frauen dem Tag noch eine buntere, emanzipatorischere und kritischere Wendung. Wenn BITKOM schon die Begriffe besetzen darf, können wir ja wenigstens die Inhalte füllen.

Alt werden

Ich finde, es gibt einen Unterschied zwischen Erwachsen werden und Alt werden. Ich bin gern erwachsen. Schütteres Haupthaar habe ich seit meinem 16. Lebensjahr, die Glatze versuche ich zu überspielen, es gibt Mützem, ich bin fast 1,90 groß. Die Krampfadern am Bein sind zwar hässlich und vieleicht auch ungesund aber ich trage eigentlich nie kurze Hosen und meine Gesundheit empfinde ich als altersunabhängig.
Aber als ich da mit all diesen anderen Eltern beim Kita-Sommerfest war und auf zu kleinen Stühlen sitzen musste und zusah, wie die Kinder für uns Alte zum Beispiel ganz tolle Kritzeleien Bilder mit Wachsmalkreiden auf Papier zwängten und alle sich ausschließlich über den Nachwuchs definierten, solange sie zusammen auf den zu kleinen Möbeln saßen…

Da war ich einfach nicht drauf vorbereitet, eine neue Lebensphase zu beginnen.

Ich glaube, ich werde Elternabende hassen.


100.000 Stimmen für freie Medien | Petition zeichnen, jetzt!

in nicht mal mehr 36 Stunden findet eine Expertenanhörung des Wirtschaftsausschusses des Bundestages statt zu Sinn und Nutzen (haha) von Stop-Schildern im Internet und ihrer Wirksamkeit im Kampf gegen Kinderpornographie. Wenn bis dahin (27.05.09, 11:00 Uhr) mit Stand jetzt noch knapp 5.000 Menschen die Petition GEGEN Internetsperren unterzeichnen würden (aufs Banner klicken!), wären wir 100.000 Menschen, die sich gegen diesen Blödsinn aussprechen.
Also, wer hat noch nicht?

Um was geht’s?

Fürs ausführliche Lesen eine Linksammlung von Netzpolitik.
Das Banner kommt von hier.

Ein Plus für den Kundendienst

Ich habe ein neues altes Mobiltelefon. Also ein gebrauchtes. Aber viel neuer als mein bisheriges. Und dieses neue Mobiltelefon kann theoretisch Internet. UMTS und so.
Nur ich bekomm es nicht hin. Also zum Shop meines Providers gegangen und die Kundenberaterin gefragt, wie ich das mit dem UMTS machen muss.
Sie lächelt wissend und schreibt mir die Homepage einer nicht mit meinem Provider verbandelten Drittanbieters auf, über die sich das gaaaaanz leicht konfigurieren ließe. Ich freu mich und gehe nach Hause und ins Internet auf ebendiese Homepage.
Sieht einfach aus. Am Ende ließ sich aber dort nur die GPRS-Funktion aktivieren. Haha.

Also auf die Netzseite meines Providers. Da lassen sich Handys auch gaaaaanz leicht konfigurieren. Sogar für UMTS. Aber darauf muss die Kundenberaterin natürlich nicht hinweisen. Wieso auch.
Allerdings hilft die Konfiguration dennoch nicht, wie ich nach ihrer selbst herausfinde.
Also Suchmaschinen bemühen.
Über einen anderen als den vorherigen Drittanbieter erfahre ich, dass ich für UMTS eine UMTS-SIM-Karte brauche. Fünf Minuten später habe ich diese Info auch auf dem Webauftritt meines Providers gefunden. Was es dort nicht gibt: Eine Möglichkeit, diese UMTS-SIM-Karte einfach zu bestellen. Zumindest habe ich nach einer weiteren halben Stunde Suchen aufgegeben. Aber eines weiß ich immerhin: Die Karte kostet extra.

Natürlich habe ich den 24-Monatsvertrag erst im März frisch verlängert.
SCHEISSE!!!

Flipping Out

Es war einer der für mich bewegendsten und erhellendsten Filme der Berlinale 2008: Flipping Out, die Doku über junge Israelis, die nach dem Militärdienst nach Indien reisen und da nicht immer ganz klarkommen, um es mal zu untertreiben. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Krieg die Kinder eines ganzen Landes frisst.

Bei René habe ich gelesen, dass der Film nun eine Woche lang online bei arte zu finden ist.
Hier habe ich mir ausführlich über den Film Gedanken gemacht.


(cc by nc sa)

Bitte mitmachen und Petition hier unterzeichnen!
Den ganzen Beitrag lesen

Nein

Warum ich heute beim Volksentscheid in Berlin mit Nein stimmen werde, habe ich bei Spreeblick argumentativ unterfüttert.

Ich schreibe dort jetzt übrigens hin und wieder was. Und das freut mich. Sehr. Ich wohne auch viel näher an der Spree als die neuen Kollegen.

Nie wieder Spandau

Spandau Woolworth

Bis jetzt war Spandau für mich nur eine Zugdurchsage bei der Durchfahrt von Berlin nach Westdeutschland und andersrum. Spandau sagte mir nichts, interessierte mich nicht. Animositäten zwischen Spandau und Berlin habe ich völlig antriebslos und müde manchmal als Neuberliner adaptiert, aber eigentlich war mir Spandau egal.

Bis jetzt. Bis der Verwandtschaftsbesuch einen Bummel durch die Spandauer Altstadt und vor allem zur Zitadelle wünschte.

Ich wusste nicht, dass das Reutlingen, Pforzheim oder Kassel der 90er hier im Nordwesten der Bundeshauptstadt so perfekt konserviert wird. Die Tristesse der westdeutsch-provinziellen Nachkriegsarchitektur trifft auf die ewig gleichen allzeit von der überfälligen Insolvenz bedrohten Warenhäuser und Ramschläden. Und machmal versucht sich jemand am individuellen Gewerbetrieb, scheitert aber schon an der Namensgebung für die eigene Firma. “Boutique It’s OK“, was erwartet mensch da für Klamotten? Heißen Scheiß? Ich glaube nicht, Tim.
Kurzum, die Spandauer Altstadt versteckt ihr kleines historisches Potential gekonnt hinter Unmengen potthässlicher Neubauten und unzähligen White-Trash-Konsumtümpeln. Weg hier.

Hey, aber die Zitadelle! Da sagen doch alle, das lohnt sich. Nun ja.

queen's toilet

Versteckt an der hässlichen Ausfallstraße inklusive Industriegebiet könnte die Zitadelle wirklich ein schön gelegenes und imposantes Denkmal des preussischen Festungsbaus sein. Wäre da nicht eben jene Ausfallstraße mit Industriegebiet, die an einigen Punkten lückenhafte Information zur Zitadelle selbst (Rudolf Hess?), der blöde Zitadellen-Slogan “Mehr als eine Festung”, das für jeden halbwegs historisch bewanderten grausam geschichstverfälschende pseudohistorisch kochende Restaurant mit Kicherkicherwirtschaftswunderaltherrenhumor-Malereien auf den Toiletten und, saisonal bedingt, der noch grausamer geschichtsverfälschende Mittelaltermarkt im Innenhof. Und die Zukunft lässt nicht hoffen, sie erscheint auf kultureller Ebene Bi-Ba-Baby-gnadenlos.

Aber über all das könnte man lachen, es leicht überheblich als schrägen Ausflug in die Provinz abtun. Dazu würde dann auch das Abendessen aus frittierten Steaks zu Gummi-Bratkartoffeln und Fertigsahnesoße im “urigen” Lokal mit den gepflegten Bieren passen (und wieder: back to the 90ies!). Aber es geht schlimmer. Und jetzt ist es bitter ernst.

Um 20:30 Uhr versuchen wir am Karfreitag 2009 vom Rathaus Spandau aus über die dort vorbeiführende und stark befahrene mehrspurige Straße zum örtlichen Bahnhof zu gelangen. Die Fußgängerampel bietet sich für dieses Vorhaben an. Wir warten auf grünes Licht. Die sturzbesoffene adipöse Einheimische nicht. SIe läuft. Um Zentimeter wird sie nicht von einem beschleunigenden Bus erfasst, andere Autos halten mit quietschenden und qualmenden Reifen. Sie geht über die Straße, setzt sich in eine Buswartehäuschen, pinkelt auf die Bank und bleibt sitzen.
Wir gehen in den Bahnhof. Ich schwöre, ich habe in bald sechs Jahren Berlin noch nie so früh am Abend so viele völlig betrunkenen Jungendliche gesehen. Die Jungs sehen alle aus, wie ausm kik-Katalog, die Mädels sind mit “nuttig” noch charmant beschrieben. Die Kids sind aggressiv, sie pöbeln herum, sie torkeln, als sei die Party zu Ende und nicht erst der Beginn der Nacht.

Wir wollen hier weg. Ich fühle mich ganz ernsthaft nicht sicher hier, vor allem nicht mit einem kleinen Kind im Kinderwagen. Wir fragen am Informationsschalter der Bahn nach der nächsten Verbindung in Richtung Berlin. “Dit kann ick ihnen nich sagn mit all die Baustellen.”

Das ist kein Witz. Das war Spandau.
Nie wieder. Jedenfalls nicht, wenn ich ohne Sozialplan vorbeikomme.

Und da glauben alle, Neukölln wäre schlimm.

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