Warum ich erstmal keine elektronische Gesundheitskarte bekommen muss

Wie unzählige andere auch habe ich in den vergangenen Wochen Post von meiner Krankenkasse bekommen. Darin wurde ich aufgefordert, ein Passfoto einzusenden oder im Netz hochzuladen, mit dem die Kasse dann meine elektronische Gesundheitskarte (eCard) bestücken wollte.

Ich wollte das nicht. Nicht, weil ich komplett datenparanoid bin, sondern weil das konkrete Projekt unausgereift scheint. Im Zusammenspiel von bürokratischen und technischem Unvermögen sowie deutscher Datenschutzvorgaben ist ein meiner Ansicht nach völlig unbrauchbarer Zwitter entstanden. Im praktischen Einsatz quasi nutzlos, weil vom Datenschutz eingebremst und weil längst nicht alle Ärzte kompatible Technik und notwendige Netzugänge besitzen. Dafür aber technisch in der Lage, alles Mögliche über mich zu speichern ohne brauchbare Absicherung und Verschlüsselung. Quasi das schlechteste aus beiden Welten - Aluhüte und Postprivacy im dümmsten Mashup.

Zunächst habe ich deshalb die Post meiner Kasse ignoriert. Half nichts, sie schickten Erinnerungspost. Deshalb habe ich gestern Abend eine Mail an meinen Sachbearbeiter formuliert. Den ganzen Beitrag lesen

Mash my book up

Im Frühsommer fragte mich Sven, ob wir von der Märchenstunde nicht etwas zum Thema Copy/Paste für die dritte Ausgabe des Architekturmagazins urban spacemag beitragen wollen. Ich wollte und habe (siehe unten) und seit kurzem ist das Magazin gedruckt und gestern kamen meine Belegexemplare und was soll ich sagen? Ich bin total begeistert! So fern mir Understatement liegt und so sehr ich zu meinem Text (siehe unten) stehe, es ist was Besonderes zwischen so viel großartige Gedanken ein paar Zeilen hineinkopiert zu haben.
Das Copy/Paste-Heft des urban spacemag ist ein Architekturfanzine, stilecht mit selbstgeklebtem Cover und tollen Stories. Über kopierte Städte, seriellen Orientalismus, urbanes Unkraut, Rekonstruktionsglaubensfragen, Urheberrechtsprobleme an Gebäuden und eben mein Text zu Copy/Paste in der (eurozentrisitischen) Literaturgeschichte, den ich, siehe unten, hier zweitveröffentliche. Freundlicherweise mit den tollen Bildern von Frederike Busch, die den gedruckten Artikel so aufwerten.
Freunde der Architektur, Freunde der Literatur, Freunde der Kulturgeschichte, Freunde des Copy/Paste, Freunde des Graubrots, kauft dieses Magazin!

CTRL-X, CTRL-V ist zwar eine moderne Abkürzung, das Prinzip dahinter aber findet sich schon in alten Rhetorik-Lehrbüchern. Covern klingt nach Pop und Rock, ist dabei auch nichts anderes als das Wiedererzählen ein- und derselben Story. Den ganzen Beitrag lesen

Worm Tamer

Ich halte Grinderman 2 für ein wunderbar nichtinnovatives Album. Ganz ironiefrei. Und das Konzert vor einiger Zeit in der C-Halle war das beste Kopf-frei-Blasen seit Langem. Und weil ich mir dort die Paperbackausgabe von “The Death of Bunny Munro” besorgt habe: Das war zu Jahresbeginn die schmerzhafteste Lektüre seit Langem. Ich mag Nick Cave.

Ich bin jetzt Print

Stimmt natürlich nicht so ganz, dass das erst jetzt so ist. Zum einen hab ich früher ja schon mal für eine gedruckte Tageszeitung gearbeitet, zum andern tauchten meine ersten gedruckten Onlinebeiträge in der gedruckten Zeitung zur ersten re:publica 2007 und im Daily-Monster-Buch auf. Und im Stijlroyal-Magazin Nummer 13 durfte ich auch was schreiben, nachdem ich für die Nummer 12 schon interviewt wurde.

twitterbuchcover

Aber: Nun bin ich Mitherausgeber und das ist ja schon was anderes. Ich freu mich also schwer, dass heute unser Best-of-Twitterlesung-Buch bei PONS erscheint! Ich freu mich so schwer, dass ich dafür sogar unter die Filmemacher gegangen bin und den Herausgeberkollegen @mspro zum Buch interviewt habe:

Der Verlag hat auch noch ein Video zum Buch machen lassen. Und nun könnt Ihr es also kaufen. Am besten in Eurer Lieblingsbuchhandlung. Oder in meiner. Online bestellen geht auch. Hier zum Beispiel. Danke.

Do you geht what you see?

Die Berlinale hat ein etwas kompliziertes Ticketverkaufsprocedere. Es gibt nur ein geringes Kontingent der Karten online, der Rest geht über den Reallife-Vorverkauf am Kartenhäuschen oder an der Tageskasse weg. Der Reallife-Vorverkauf startet in der Regel drei Tage vor der Erstaufführung eines Films auf dem Festival, Wiederholungen sieht ab vier Tage im Voraus zu haben. Für ausgewählte Kinos, Sektionen und den gesamten Publikumssonntag am Ende des Festivals gilt die Beschränkung aber nicht.
Das führt bei der Vielzahl an Filmen, die hier in Berlin in diesen Tagen laufen, schnell zu heillosem Chaos in der eigenen Kinobesuchsplanung. Auch braucht diese Planung in ihrer Umsetzung viel Zeit, muss man doch mehrere Male stundenlang an den Vorverkaufskassen anstehen, um dann doch nie alle Tickets zu bekommen, da einige Filme mittlerweile schon ausverkauft sind.

Dieses Planungschaos setzt sich spätestens dann im Filmkonsum und dadurch im eigenen Kopf fort, wenn der dritte Film am Tag läuft oder der vierte Festivaltag angebrochen ist. Dann bist du drin in der Parallelwelt aus großen Leinwänden und dunklen Sälen, aus Geschichten und Bildern, das Rennen von Kino zu Kino, der viel zu kurze Schlaf zwischen Spät- und Frühvorstellung.
Da passt es gut, dass die Illusionsmaschine Kino seit jeher gern die Frage nach dem Verhältnis von Realität und Einbildung stellt und auch diesen Winter wieder viele Filme unsere Wahrnehmungs- und Sehgewohnheiten auf die Probe stellen.

Schade, wenn das so platt wie in “Shutter Island”, Martin Scorsese neuem Film über Wahnsinn und Traum, passiert. Da kann Leonardo di Caprio noch so intensiv spielen, wenn eine ausgelutschte Bildmetaphorik des Wahnsinns (Sturm! Blitze! klaustrophobische Kapellen! Verwinkelte Treppenhäuser!) und düstere Filmmusik das eh schon Offensichtliche eins zu eins darstellen sollen und uns die Figuren dann auch noch erzählen müssen, wie kafkaesk das alles ist.. ach nein.

Aber zum Glück laufen ja noch ein paar hundert Filme, die nicht eh später im Blockbusterkino gezeigt werden.
“One day” zum Beispiel, eine herrlich langsamer Liebesfilm aus Taiwan um zwei gerade Erwachsene junge Menschen. Wenig Worte, viele elend lange und simple Einstellungen und dann bricht völlig überraschend Horror oder Absurdität ein in die Traumwelten zweier Verliebter. Die beiden verbindet ein Traum, den sie am Beginn der erzählten Geschichte träumt und er am Ende. Wenn nicht ein ganz anderer Teil des Erzählten ein Traum ist. Letztlich ist es im Leben wie mit Noppenfolie, so der Film. Irgendwas muss platzen und das ist auch schön.

Manchmal haben Wahrnehmen und Sehen etwas mit Zufall zu tun. Ich wusste nicht, dass mein alter Freund Thomas auch dieses Jahr wieder bei der Berlinale arbeitet. Wir haben ihn am Sonntag zufällig am roten Teppich des Berlinale Palastes stehen sehen in der Uniform der Kartenkontrolleure. Wir hatten nicht auf dem Schirm, dass jetzt gleich Ben Stiller hier ins Kino geht. Aber als Thomas uns Plätze neben den Pressefotografen klar macht, sagen wir nicht nein.
So nah siehst Du so jemanden ja nicht alle Tage. Konnte ja keiner ahnen, dass der Akku unserer Kamera schlapp macht, nachdem wir Klaus Wowereit geknipst hatten, aber Ben Stiller noch nicht eingetroffen war. Also keine Erinnerungsbilder mit Ben.

Dass ich spätabends dann die Premiere von Banksys “Exit through the Gift Shop” sehen würde, war mir auch nicht klar. Ich war nur verwundert, dass wir alle, die wir ins Kino gingen, dabei von Fernsehkameras und Pressefotografen eingefangen wurden. Da war wohl der Festivalleiter schuld dran, hat er doch behauptet, der große unbekannte Banksy selbst sei in der Stadt und vielleicht ja auch im Kino. Und die Journalisten und wir alle fragten uns. Ist er da? Bin ich etwa? Nein, das fragten sich wohl eher weniger. Neben mir saß er auch nicht. Außer er ist eine deutsche Frau. Sein Film allerdings zeigt neben einer kleinen Geschichte der Streetart, sehr unterhaltsam wie Kunst und Kunstmarkt durch Schein und Vernebelung funktionieren.

Ich muss los, rein in die Wahrnehmungsüberforderung. Heute sind noch zwei Filme auf dem Programm und zwischendurch nochmal für Karten anstehen. Ich mag die Berlinale.

Oh ja

ich waer gern einer von uns
Miss Sophie auf ipernity (via)

Von Adventskalendern, Bands, Pferden, Beerdigungen und Möhren

Eigentlich poste ich hier und jetzt nur ein Video von einem Lied, das ich mag. Aber wie es dazu kam, will ich euch zuvor nicht vorenthalten.

Der Phil hat den Delphin mit einem Video gehauen, weil der wahre Björn in seinem Blog nach langer Pause (kenn ich irgendwoher, das Phänomen) mal wieder was raushaut, nämlich einen Adventskalender, in dem hinter dem fünften Türchen tolle Musikvideos waren, unter anderem auch eins, wie Band of Horses “Funeral” intonieren, was eben den Phil an sein Video erinnerte.
Mich erinnerte der Titel “Funeral” an mein aktuelles Lieblingslied “P.S., You Rock My World” von Eels, welches wie folgt beginnt: I was at a funeral the day I realised, I wanted to spend my life with you.
Schön, nicht?

Jetzt fand ich im Web von diesem meinem aktuellen Lieblingslied leider kein Video, das meinen Wünschen bezüglich Tonqualität und Bildfolgenspannung entsprach, weshalb ich es hier nicht einbetten wollte.
Allerdings gibt es das wundervolle Video von “Last Stop: This Town” (auch Eels), das mich damals zum Eels-Freund machte und auch entfernt mit Beerdigungen zu tun hat, beginnt es doch mit: “You’re dead but the world keeps spinning.”


(Direktletzterhalt)

Am Meer

Segelschiff

graubrot.net

… ist übrigens auch eine URL, die zu diesem Blog führt. Das tut sie zwar schon seit rund zwei Monaten, aber ich komm ja zu nix und deshalb erst jetzt:

Herzlichen Dank, Michael, für die Geduld beim Verkauf und beim Umzug und hoffentlich auch beim Warten auf diese Credits!

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