Ich bin jetzt in Fernsehen

Wer wissen will, wie es aussieht, wenn ich aufs Klo gehe, schaut sich den Anfang des unten eingebetteten Videos an.

Wieso es dieses Video mit mir gibt? Nun, wie die verehrten Stammleser vielleicht wissen, ich bin ja sozusagen der Karasek der deutschen Twitter-Gemeinde. Will sagen und soll meinen: Ich rezensiere Tweets bei Twitkrit. Hä? Was das alles ist, erfahrt ihr auch in dem Video, denn wir von Twitkrit, im Besonderen die wunderbaren Bosch und Mspro sowie mein wundersames ich, haben am 16. Oktober aus Twitter, Tweets und Twitkrit eine “Twitterlesung II” gemacht (die erste gabs schon im Sommer und ohne mich, hier mal runterscrollen, falls nicht bekannt), die dank Fred und der Neuköllner Lesebühne im Ori in selbigem Berliner Szenebezirk (Ori ist kein Bezirk in Berlin, liebe Auswärtige) stattfand. Und liebe Menschen von der Firma Hobnox haben das dokumentiert und aufbereitet, weshalb das Video ein schöner Zusammenschnitt unserer Abendveranstaltung ist. Wobei die erwähnten Twitkrits fehlen. Einige davon gibt es aber als extra Videos.
(Und irgendwann wird es hier auf dieses Blog auch eine Liste mit all meinen Online-Aktivitäten geben.)

Und nun: Björn Grau geht Pinkeln und so:

Freizeitbeschäftigung

Warten, bis der Arzt kommt.

(Nicht zu vergleichen mit Komawarten.)
(Und dann ist er da und am Ende ist er fast begeistert und ich platze vor Stolz.)

23.11. 7:37

Bin erstmal von den Wundern des realen Lebens gefesselt.

Warten

Ich warte. Vor den meisten einschneidenden Dingen warte ich. Dann frage ich mich immer,ob das sein muss. Denn warten nimmt der Vorgeschichte großer Ereignisse ein wenig den Glamour. Warten ist Langeweile in kompletter Nervosität. Ich habe Sodbrennen, kann nicht schlafen, habe keinen Hunger, bin deshalb völlig unterzuckert, was mich noch nervöser macht. Das geht schon vor innerdeutschen Fernreisen und Prüfungen los und wird bei steigender Wichtigkeit von Ereignissen immer schlimmer. Ostern bin ich nach New York geflogen. Die Stunden davor waren die Hölle. Ich bin in solchen Momenten nicht in der Lage, etwas Sinnvolles zu tun. Warten ist ein unangenehmes Gefühl. Das zum Glück verschwindet, wenn es losgeht. Wann immer es losgeht. Aktuell geht es nicht los. Um mich vom Warten abzulenken, hatte ich jetzt die großartige Idee, während des Wartens etwas so stupides, wie einen Update-Download zu starten. Jetzt muss (naja, ich könnte auch abbrechen, aber dann muss ich’s ja wann anders zu Ende bringen) ich auf den Abschluss des Downloads warten. Ich warte, während ich warte. Aus einer objektiven Warte aus gesehen, erscheint mir das blöd. Blöder als dieser erzwungene Kalauer. Apropos, manches lässt auf sich warten. Manches muss auch gewartet werden. Mein Fahrrad zum Beispiel. Da ist der Vorderreifen platt. Eine gute Entschuldigung, um mit dem Bus zu fahren. Was auch wieder was mit Warten… Ach egal. Noch drei Patches, dann ist wenigstens eine Warterei beendet. Bei Warten fällt mir immer Varta ein. Ob dieser Markenname ein ähnlich klingender sein soll wie “Vileda” Der is vileda nur hertha? aua. Ich hätte das hier auch großartig als liveblogging des nichts ankündigen können, dann würde es sinn machen, zwischendruch die zeit anzugeben. [00:36]. Wobei, dann müsste ich ja zwischendurch auf “Veröffentlichen”klicken. Hmmm… Einen, wie ich finde, interessanten Aspekt hätte das. Die Live-Leser, die mein Warten verfolgten, würden dann immer auf die Aktualisierung des Posts warten. Das Warten wäre somit auf mehrere Schultern verteilt. Das wäre schön. Wir wären ein virtueller Wartesaal. Wir könnten Nummern ziehen. Boah, die Nummer zieht sich aber hin, hier.
Mal nen Absatz.

Oder gar ne Leerzeile. Für die Optik. Ich hab Durst. Jetzt isses 00:40 Uhr. In spätestens sechseinhalb Stunden muss ich wieder raus. Ich ba immer noch Durst. Ich hol mal was zu trinken. Ich habe etwas getrunken. Multivitaminsaft. Ich könnte jetzt den Schokoriegel essen, der dahinten liegt. Irgendwie die Zeit rumbringen. Machne sagen “Zeit totschlagen”, ich find das aber blöd, weil das ja nicht geht. Die läuft ja weiter, die Zeit, die ist ja unsterblich. Auch wenn sie subjektiv momentan ne lahme Schnecke ist. Aber das ist dem Warten ja innewohnend (da gibt es ein tolles Fremdwort, dass diese Dativfigur fordert, aber mir fällt’s gerade nicht ein). Wobei.

Es gibt Formen des Wartens, die sind nicht so nervös, wie jetzt. Stundenlanges auf den verspäteten Flug zu warten (geht auch mit Bus und Bahn, kommt nur nicht so gut rüber beim Leser in dieser globalisierten Welt), das ist eine Un-Tätigkeit, die irgendwie dann aus der Rückschau gesehen, sehr schnell vorbei geht. Ach ja, der Schokoriegel. Der wäre jetzt auch verputzt. Vor zwei Stunden dachte ich, ich bin in einer Stunde im Bett. Keine Ahnung, warum das so lang dauert. Übers Warten zu schreiben, macht zwar die zeit nicht schneller, aber es beruhigt. Vielleicht ist es auch der Zucker, der durch Saft und Schokoriegel zu mir kam. Zucker ist krass. Ich hätte den Updatedownload ja abgebrochen, wenn ich vor zwei Stunden gewusst hätte, wie lange ich da jetzt wartewarte. War ja nicht zu erwarten. Jetzt isses aber bald rum, da kann ich auch noch warten bis zuletzt.

Nun, wo wir ein Stück des Weges zusammen gegangen sind und das Ende naht, kann ich sagen: I waited my way.

Sozialkontakte

Heute war ein schöner Tag.

Intervalle

Ich hab ja echt neun Tage am Stück nix hier reingeschrieben. Mannmannmann, so geht das aber nicht.
(Mir isses aber gar nicht aufgefallen)

Wir wollen nur spielen

Bald wird eine early-alpha-Phase einer Idee nach elend langer Vorbereitungszeit zu einem Blog werden. Ein Spaß-Projekt. Dafür wird ein Photo verwendet, dass wir nicht selber gemacht haben. Dafür wird ein Name verwendet, der häufiger ist, als wir dachten. Dafür haben mir liebe Menschen Zugang zu sensiblen Daten.
Wenn es dumm läuft, streiten wir uns und mit den sensiblen Daten wird Schabernack getrieben. Ich vertraue darauf, dass dem nicht so ist. Ich habe da ein sehr gutes Gefühl. Das ist nur eine theoretische Überlegung zum Datenschutz im persönlichen Rahmen und alles andere als ein Angriff auf den, der die Daten kennt. Aber ich bin ja auch noch nie auf die Schnauze gefallen bei sowas. Die Schlammschlachten blieben mir glücklicherweise einigermaßen verwehrt.
Ich glaube auch nicht, dass die Namens-Mehrfachnutzung schwierig wird. Wir sind nicht so blöde, uns mit monochromen Telekommunikatiosnriesen anzulegen. Wir wollen uns gar nicht anlegen. Aber vorher noch prüfen, ob ein Eigenname (der wie geschrieben, nicht sooo selten ist) eine Marke sein kann? Sollten wir tiefgreifend prüfen, ob die Bildbenutzung wirklich niemandens Rechte verletzt?
Wenn wir das alles nicht tun und trotz Hamburger Richter und diverser Kochbücher (kein Essen auf unserem Bild!) drauf hoffen, dass etwaige Ansprüche erstmal fair auf uns zukommen, wie blöde sind wir dann?
Spaß wird so unglaublich schnell ernst.
Schade.

Obwohl.

Ernst ist jetzt fünf und ein properes Kerlchen!

Überladen

Zuviel Material, zuviel Moral, zuviel Intrige, zuviel Karriere, zuviel Altlasten, zuviel Publikum, zuviel Geschwätz, zuviele Schmerzensmänner (und -frauen), zuviel.

Erste Reaktion: Den geliebten Ballast abladen und hart bleiben.

Blöde Idee.

Neue Idee: Besser Aufpassen. Mal wieder neu laden (Das dieses System aber auch nicht stabil laufen kann!). Nicht alles aufnnehmen, nicht alles annehmen. Weil unzustellbar heißt, dass der Blick offen bleibt.

Die Losung lautet Lesung

culture
(cc by flood)

Lesen im engeren Sinn bedeutet, schriftlich niedergelegte, sprachlich formulierte Gedanken aufzunehmen und zu verstehen.

So steht’s in der Wikipedia.
Lesen hatte mein Leben lang einen wichtigen Platz bei mir. Ich sollte viel lesen, fanden meine Eltern, ich las viel. Ich war sogar mal bei einer Weinlese dabei. Und Auslese hab ich auch schon getrunken. Aber ich hab auch viele Bücher gelesen. Und mich dabei verlesen und verliebt. Ins Lesen. Und in der Folge ins Vorlesen.
In der gymnasialen Unterstufe kam der Konkurrenzgedanke der westdeutschen Wettbewerbswelt bei meiner Leselust an. Es wurde erst der Vorleseschulmeister, dann der Vorlesestadtmeister, der Vorlesekreismeister und gar der Vorleselandesmeister gesucht. Im Deutschunterricht wurde wie heute beim Bohlen der Lesesuperstar gecastet.
Natürlich hat damals so ein blödes blondes Mädchen das Rennen gemacht.
Mir egal. Ich lese dennoch gerne vor. Zuletzt am vergangenen Samstagabend den Nachbarsjungen. Die fanden das so toll, dass sie umgehend einschliefen.

Und heute, den 16.10.2008, lese ich schon wieder vor. Zusammen mit zwei netten Jungs. Eingeladen von einem anderen netten Jungen. Genauere Informationen habt ihr wahrscheinlich schon hier gelesen. Oder hier. Oder hier.

Vielleicht sehen wir uns ja. Wenn nicht live, dann vielleicht im Fernsehen of teh Interwebs.

Reading
(cc by roka)

Kommt herunter, reiht euch ein?

Ich war ja schon auf einigen Demos. Damals, in den 1990ern gegen Nazis, gegen den Irakkrieg vom alten Bush, für den Frieden, für Jugendhäuser, gegen Kohl. Im neuen Jahrtausend gegen den Irakkrieg des zweiten Bushs, für eine bessere Hochschulpolitik, für Wagenburgen und besetzte Häuser, gegen das System. Zuletzt gegen Vorratsdatenspeicherung und Co.
Die Demo vergangenen Samstag zu diesem Thema hat mir die Sinnfrage zum Demo-Besuch auferlegt. Mir ist es wichtig, mehr Engagement als nur das Kreuz des Wählers zu zeigen. Ich glaube, dass öffentlicher Protest nötig ist und wirksam sein kann. Die Verhinderung des Treffens islamfeindlicher Neorechter vor einigen Wochen zeigt eindrücklich, dass “reclaim the streets” die richtige Forderung sein kann. Aber die gute alte Latsch-Demo, ist die noch das richtige Mittel für Protest?

Natürlich ist es eine beeindruckende Sache und sehr sehr demokratisch, libertär und angstfrei, wenn religiöse Gruppierungen, Berufsverbände, bürgerliche Parteien und linksradikale Strömungen angesichts des gemeinsamen Gegners “Freunde des Überwachungsstaats” sich in ihrem Dagegen verbünden, die Differenzen zu Hause lassen und zusammen protestieren. Aber will ich wirklich mit den Jungliberalen auf einer Demo sein?

Will ich auf einer Demo mitlaufen, bei der eines der größten Transparente Werbung für Youtube verkündet, statt sich den Forderungen der Veranstalter anzuschließen?

Fehlt es mir am Wissen, um die kulturellen Codes der linkspolitisch aktiven Kids zu entziffern, oder waren die pechschwarz angezogenen Teenies in den nagelneuen Markenklamotten und den glattrasierten Schädeln und den markig-machohaften Begrüßungsgesten am Ende gar keine Antifas, sondern echt nur auf Krawall (den es gar nicht gab) aus?

Was bringt eine Latschdemo am Sonntagnachmittag über eine Einkaufsstraße, auf der einen höchstens Touristen wahrnehmen?

Mehr als mediale Aufmerksamkeit (die ja durchaus von Bedeutung ist), kann so was nicht bringen. Wenn dann aber die Demoleitung so, Entschuldigung, saublöd und/oder unerfahren ist, völlig utopische Teilnehmerzahlen herumzuposaunen, dann wird die Gier nach dieser Aufmerksamkeit peinlich. Meine direkten Mitdemonstranten sind meine Zeugen, mir kam die Größe des Demozugs von Anfang an traurig klein vor. Ich kenne das Spiel, dass die Polizei sehr sehr knapp zählt, die Veranstalter aber großzügig aufrunden. Und ich war in den vergangenen mehr als 15 Jahren auf genug Demos, gerade auch in Berlin und dort Unter den Linden, dass ich mir zutraue ungefähr vergleichen zu können. Ich hatte während der Demo gehofft, dass wir über 10.000 sind und war positiv überrascht, als die Polizei von 15.000 Teilnehmern sprach, was wohl heißt, dass es doch ein paar mehr waren. Mehr als 30.000 aber wohl kaum.
Sind das wenige?
Jein, mit einer Tendenz zum Nein. Für eine zentrale, bundesweite Demo zu einem so existentiellen Thema wie Freiheit, Grund- und Bürgerrechte ist ein Fußballstadion voll Leute immer traurig im Vergleich mit beispielsweise den Zuschauerzahlen eben der Bundesliga. Und wenn 30.000 erwartet wurden und höchstens so viele kommen ist das auch nicht berauschend.
Andererseits: Zu einer Demo im Nordosten der Republik am Sonntagnachmittag werden wohl kaum sonderlich viele Berufstätige aus Freiburg oder Garmisch-Partenkirchen anreisen. Der Termin sprach jetzt nicht gerade für überbordenden bundesweite Teilnahme. Und dennoch waren es deutlich mehr als vergangenes Jahr. Und das, obwohl mit Bankenkrise, Börsencrash und Co. gerade andere Themen in der gesellschaftlichen Wahrnehmung sicher oben stehen. Es wäre also gar nicht nötig gewesen, völlig falsche Zahlen herauszubrüllen (dies ist wohl mittlerweile Konsens, in der Pressemitteilung zur Demo werden keine Teilnehmerzahlen genannt, nur die Länge des Demozuges angegeben).

Ich bin kein pietistischer Protestant und kein altlinker Dogmatiker. Ich erlaube mir, Spaß zu haben. Auch auf Demos. Gern auch mit tanzbarer Musik. Es geht ja ums Präsenz-Zeigen und nicht darum, möglichst traurig zu sein. Aber nach einen sonnigen Herbstspaziergang zu Technomusik erst aufgekratzte Entertainmentsprüche statt einer Abschlusskundgebung hören zu müssen und dann kommt Dr. Motte und schwurbelt sinnloses Zeug daher, das ist nicht so ganz meine Idee von politischer Kundgebung. Aber ich hielt die Berliner Love Parade auch für eine Party.

Und dann gibt es da noch eine Humorgrenze für mich: Der staatliche Überwachungswahn ist Teil einer Ideologie und Teil einer Industrie. Das Misstrauen gegenüber den Beherrschten ist bei konservativen Machteliten sehr sehr groß. Die Profitmöglichkeiten derer, die dank laschem Datenschutz etwas verdienen können, auch. Die steigende Überwachung und die Beschneidung der bürgerlichen Freiheiten haben komplexere Ursachen als “Schäuble”. Nun mag dessen Konterfei eine gute Schablone, ein passendes Label für den eigenen Protest hergeben, immer hin entblödet sich der Bundesinnenminister regelmäßig mit neuen Ideen, wie er uns kollektiv einsperren kann. Aber: Die aktuelle sogenannte Sicherheitspolitik hat nun mal eher gar nichts mit Herrn Schäubles attentatsbedingter Lähmung zu tun. Traurig, dass darauf auch am vergangenen Samstag immer wieder angespielt wurde.

Ebenfalls allergisch reagiere ich auf Kinder-Instrumentalisierung bei Demos. Offensichtlich noch vor dem Stimmbruch stehende Kinder haben meiner Meinung nach nicht die reflektorische Fähigkeit zu verstehen, wofür genau sie gerade demonstrieren. Muss auch nicht sein. Um das zu lernen, werden sie groß und je früher sie solche Veranstaltungen kennen lernen, umso mehr Erfahrung werden sie hoffentlich später haben, um ihr eigenes politisches Engagement zu definieren. Aber wenn diese Kinder dann Demoparolen über den Lautsprecherwagen schreien dürfen, dann kommt mir das unpassend und lächerlich vor.

Das kommt jetzt viel vertrockneter als ich es meine, aber unterm Strich hat mir da am am Samstag ganz massiv der angemessene Ernst und der Bezug zur Sache gefehlt.

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