Schon Herbst?


(cc)

Reden wir über ein echtes Wahlkampfthema: Das Wetter.

Mein Bruder hat früher konsequent jede Unterhaltung abgebrochen, wenn sie zum Wetter kam. Wer übers Wetter redet, hat nichts zu sagen, so seine Begründung. Ich hingegen muss übers Wetter reden. Ständig. Ich habe eine sehr emotionale Beziehung zu Luftdruck, Luftfeuchte, Windgeschwindigkeit und Niederschlagsmengen. Für mich wurde das Kachelmann-Format bei den Tagesthemen erfunden.

Ganz besonders heikel für mich ist, wenn das Wetter auf Herbst umschwenkt. Ich will Sommer.

Ich will ewig am See liegen und im See schwimmen, behütet von einem lieblichen Schäfchenwolkenhimmel und bei 23 Grad Celsius Wassertemperatur. Ich will nach dem Baden kein Handtuch benutzen, sondern vom Sommerwind trocken werden. Abends einen leichten Sonnenbrand auf der Stirn. Nachts das Fenster offen haben und dem Sommerregen dabei zuhören, wie er etwas Abkühlung in unsere staubige Straße bringt.

Insofern ist der September eine heikle Zeit. Mit dem nächsten Wetterumschwung ist es vorbei mit der Herrlichkeit. Dann wird der Regen unangenehm kalt und hartnäckig, dann ist es nicht mehr lang zu den ewig grauen Tagen mit den tief hängenden blickdichten Wolkendecken und den Nebelfeldern. Dann besteht das Leben wieder aus öden Tiefdruckgebieten.

Solange aber die Sonne scheint und das Thermometer am Küchenfenster schon morgens an der 18 Grad-Marke vorbeiklettert und das Deo bereits um 9:00 in der Früh versagt, solange nehme ich jeden Sommersekunde mit, als könnte es die letzte sein. Und nebenher schau ich verstohlen in die Wettervorhersage und hoffe, dass es in 14 Tagen wirklich noch einmal knapp 29 Grad werden und ich die Badehose einpacken kann.
Dieser Selbstbelügungsquatsch von wegen goldener Oktober und die als Gemütlichkeit getarnte Flucht vor der Winterdepression in aufgewärmten Weihnachtsmarktalkohol kommt noch früh genug. Solange gilt: Bleibt mir weg mit Lebkuchen!

Hypnotized

Im schlimmsten Fall klingt es wie Stuttgart nachts auf der Theodor-Heuss-Straße im Sommer 2002. Und das sind dann doch schöne Erinnerungen. Im besten Fall lässt es den Sommer noch lange weitergehen:


(Direkthypnose, letztlich via)

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kräne

Heimweg

Da sitzt ein Witzbold auf dem Invalidensitz des Linienbusses, der den toten König des Pop mit einem “Who’s bad now?” Anstecker an seinem Jäckchen ehrt. Ich muss grinsen. Der Busfahrer fährt leichte Schlangenlinien im fahl ausgeleuchteten Tunnel. Ich sage der großen und der kleinen Angst, dass sie mich am Arsch lecken sollen, und beschließe, dass alles irgendwie gut wird. Die blonde Frau im Minirock, die dort in der Mitte des Busses steht, wo tagsüber die alten Damen ihre Rollatoren parken, winkelt ihr rechtes Bein auf Hüfthöhe an und ich bin einen Moment abgelenkt und merke ein Bild später als sofort, dass der Busfahrer das Lenkrad nach links gerissen hat.

Am Meer

Segelschiff

Märchenstunde 5 - Das blaue Licht / Redaktionsmitteilung

Eine neue Märchenstunde und Links zu krassen Märchen gibt es drüben bei Spreeblick.

Ich weiß nicht so genau, warum ich hier immer nur die Märchenstunde, nicht aber meine anderen Veröffentlichungen auf Spreeblick bewerbe. Und ich weiß auch nicht so genau, warum ich nicht auch auf meine Twitrkits regelmäßig hinweise.

Obwohl, eigentlich weiß ich es doch. Weil ich hier gern eigenständige Sachen haben will. Auch wenn die nur einmal im Monat kommen und es hier ein wenig kümmerlich aussieht. Egal. Nein, nicht egal. Das ändert sich auch wieder. Vielleicht. Hoffentlich.

Jedenfalls hier in den Graubrotposts keine Werbung mehr für meine Veröffentlichungen anderswo. Dafür dauerhaft Links zu meinen Spreeblick- und Twitkritsachen in der Seitenleiste.

Urlaubsbeginn

I can’t get no. Natürlich ist es schon hell draußen. Es ist Sommer. Um fünf ist es immer hell draußen. Im Sommer. Selbst zuhause. Ist mir sonst auch egal. No sleep. Hier ist es noch nicht mal still. Autos fahren hörbar in gemäßigtem Tempo vorbei. Wie zuhause. Kein Grund aufzuwachen. Das Kirchenglockenläuten zur halben und vollen Stunde. Wie früher, als ich noch auf dem Dorf wohnte. Ein Grund?
Ich kann das Meer hören. Die Tauben gurren. Die Küchenuhr klackert. Ich stehe mit nackten Sohlen auf den harten Gummirauten der Fußmatte vor der Terrassentür und spüre dem Schmerz nach.
Es hilft nichts. Ich bin müde. Ich kann nicht. Ich könnte mich anziehen. An den Strand gehen. Nicht einschlafen. All die to-dos. All die Kontakte. Dabei habe ich alle Aufgaben, alles Material, alle Arbeit zuhause gelassen, um nichts zu tun, um zu entspannen.
Ich bin nervös. Ich habe Angst. Dann fällt mir ein, woher ich Wiesbaden kenne.

Sommer 1994, Part One

Sie war die Freundin einer Bekannten einer Freundin. Wir trafen uns in dieser Diskothek, deren DJ “500 Miles” von den Proclaimers für Indiemusik hielt und deren Türsteher uns wegen Kiffens rausschmeissen wollte, wo wir doch nur indonesische Nelkenzigaretten rauchten.
Sie war gerade aus Australien zurück und dort mit echten Surferboys zusammengewesen. Sie war drei Ligen zu hoch für mich. Wir hingen die ganze Nacht zusammen, ich merkte dennoch erst auf der Heimfahrt, wie toll ich sie fand.
Die Freundin der Bekannten organisierte weitere Treffen, wir blieben im Gespräch. Irgendwann tauschten wir Telefonnummern. In einem Moment totaler Traurigkeit fanden sich Wochen später unsere Hände, Lippen.
Sie nahm mich mit im Ascona ihrer Mutter, wir ließen uns treiben, ich fühlte mich unheimlich frei, wenn wir nachts ins Freibad einbrachen oder irgendwo im Nirgendwo auf einem Parkplatz unter offenem Himmel schliefen. Ich und das tollste Hippiemädchen unserer kleinen Stadt.
Dann fuhr sie nach Paris und schickte mir eine Karte. “Dir würde es hier gefallen”, schrieb sie. Und liebe Grüße von der Bekannten der Freundin.
Dann fuhr ich nach Finnland. Ich las traurige Bücher, schlug mir den Schweiß von der Haut in holzbefeuerten Saunen und schwamm träumend durch die Seen. Am liebsten Nachts. Und ich dachte an sie, an ihre schönen grünen Augen mit dem braunen Fleck darin und das Freibad zuhause und wie wir nackt durch den ruhenden Ströungskanal schwebten und ich hörte fortwährend dieses eine Lied.

Als ich zurückkam, machte sie Schluss.

graubrot.net

… ist übrigens auch eine URL, die zu diesem Blog führt. Das tut sie zwar schon seit rund zwei Monaten, aber ich komm ja zu nix und deshalb erst jetzt:

Herzlichen Dank, Michael, für die Geduld beim Verkauf und beim Umzug und hoffentlich auch beim Warten auf diese Credits!

How to name your Schrebergarten properly

Da liegt doch der Hund begraben!

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